Mit einem Schreck endet der erste Versuch, die Nationalbibliothek auf dem Kirchberg zu besuchen. Es ist Montag, ich scrolle im Internet über die Öffnungszeiten und stelle fest: die brandneue Bibliothek hat an einem Werktag geschlossen. Beim zweiten Anlauf habe ich mehr Glück. In der Tram blinkt „Nationalbibliothek“ auf und beim Aussteigen stoße ich sogleich auf das BNL-Gebäude. Deshalb kann der Besucher den hochragenden Bücherbunker von außen auch kaum in seiner Gesamtheit bewundern – nur ein Architektur-Gag fällt womöglich auf: das Fassadenmosaik rechts vom Eingang imitiert optisch ein Bücherregal.
Das Foyer ist imposant und weiträumig; vorbei sind die Zeiten, in denen die BNL siebzigerjahre-verstaubt und lichtgedimmt wirkte. Im Freihandbereich eilen die Besucher zwischen den drei Stockwerken umher, unter ihnen auch eine Sicherheitsperson, die wachen Blicks das Geschehen verfolgt; Schubweise drängen Personentrauben die Treppe hoch und runter: Die BNL erinnert an diesem Januardienstag in ihrer Betriebsamkeit an den Auchan von nebenan. Die Flur- und Etagenbeschriftungen fallen nicht weniger auf als die in Supermärkten. Plötzlich schreit ein Baby auf. Warum denn das? Hinter mir sehe ich den Familienraum: Zwischen diesen vier Wänden können Eltern mit ihren Kleinsten durch Märchen und Wissen navigieren.
An diesem Ort ist was los. Doch, ich bin tatsächlich in der BNL, denn nun huscht ihr Gesicht über die Treppen: Es ist die Direktorin in royalblauem Hemd und mit feschem kurzem Haarschnitt; sie schmunzelt. Die seit 1999 leitende Monique Kieffer scheint sich wohl zu fühlen an ihrem neuen Arbeitsort. Auch die Nutzer scheinen sich eingenistet zu haben: Nahezu alle der etwa 470 Lese-Arbeitsplätze sind besetzt. Vorwiegend junge Menschen blättern in Büchern, nehmen per Stift Notizen oder tippen in ihre Laptops. Im Zeitungsbereich werden die Haare etwas grauer. Im schalldichten Musikraum probt ein Mann am Piano.
Obwohl sie als Institution eine lange Geschichte haben, entwickelten Bibliotheken sich erst vor nicht allzu langem zu einem gesamtgesellschaftlichen Bildungsort. Der Öffentlichkeit zugänglich waren Bibliotheken bereits in der Antike; allerdings öffneten sie erst im 19. Jahrhundert ihre Türen für alle Gesellschaftsmitglieder und werden seitdem durch staatliche Kofinanzierungen unterstützt. Um ihrer Rolle als Bildungsstätte gerecht zu werden, wurden zudem Leihdienste eingerichtet – für lokale Schulen, Krankenhäuser und Gefängnisse. Auch erste Fotokollektionen werden seit dem 19 Jahrhundert durch Bibliotheken einem breiten Publikum bekannt. Bedingt durch den Aufschwung der Musik- und Filmindustrie entwickelten sich in ihren Gemäuern überdies Mediatheken.
Am Infodesk im Eingangsbereich der BNL erkläre ich dem Mitarbeiter, es sei mein erster Besuch in dem neuen Gebäude auf dem Kirchberg. Sein Gesicht ist mir noch vom Kolléisch-Standort bekannt, in dem neuen Großbau wirkt er vergleichsweise etwas zusammengeschrumpft, jedoch aufgeweckter. Stolz legt er einen Plan auf die Theke: Was Sie hier sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs, ein großer Teil unserer Sammlung ist Besuchern nicht zugänglich, erklärt er und zeigt auf der Abbildung der restlichen Stockwerke, die sich bis unter die Erde ziehen. Sie bewahren den Großteil des BNL-Bestandes auf. Zugegeben, diese überirdische Eisbergespitze überfordert mich bereits: Bücher mit schrägen Titeln befinden sich hier, etwa die Neuerscheinung Fahrzeuge der Gendarmerie Grand-Ducale und Police Luxembourg.
Nach eigenen Angaben zählt die Nationalbibliothek 1,8 Millionen Bücher und Zeitschriften, aber auch CDs, DVDs, Postkarten, Plakate, Pläne, Landkarten und Handschriften. Im Freihandbereich können 200 000 Bücher ohne Vorbestellung aus den Regalen gezogen werden; in unbekannter Zukunft sollen dort 300 000 Titel für die Selbstbedienung verstaut werden. Wer diese Bücher mit nach Hause nehmen möchte, kann sie an Automaten abmelden und rund um die Uhr in dafür vorgesehenen Depots zurückgeben.
Die Nationalbibliothek hätte schon viel früher umziehen können, wenn sich die politische Apathie nicht derart durchgesetzt hätte. Erste Überlegungen, die 1798 gegründete BNL umzugestalten, begannen 1989. Die Regierung veranlasste eine interministerielle Arbeitsgruppe den Ausbau des Ale Kolléisch zu prüfen, wo die Nationalbibliothek seit 1973 untergebracht war. Nach einigen verworfenen Bauplänen, teuer bezahlten Architektenhonoraren und komplizierten Umzügen in provisorische Zwischenlager, brachte die Regierung schließlich 2013 einen Gesetzentwurf heraus, der den Bau einer neuen Nationalbibliothek für 112 Millionen Euro auf dem Kirchberg in die Wege leitete (vgl. Romain Hilgert: „Geistesfreiheit und Polstersessel“, d’Land, 4.10.2019).
Den allerersten Stein zu dieser bücherfixierten Institution legte allerdings vor langer Zeit der im Menschen aufflackernde Archivierungsdrang. Zumindest bis ins dritte Jahrtausend vor Christus sind im babylonischen Raum Spuren so genannter Protobibliotheken zurückzuverfolgen, an denen vor allem Dokumente über juristische, religiöse, politische sowie ökonomische Angelegenheiten aufbewahrt wurden. In ihren Grundzügen handelte es sich um Archivkammern mit Lehmtafeln. Erste bedeutende Bibliotheken entstanden im klassischen Griechenland im vierten Jahrhundert vor Christus mit dem Aufkommen der philosophischen Schulen. Zusätzlich zu diesen philosophischen Schulen bewahrten verschiedene griechische Tempel bedeutende Buchkollektionen. Auch im islamisch geprägten Raum entstanden zunächst um Moscheen, wie der al-Aqsa in Jerusalem, Räumlichkeiten zur Aufbewahrung von Schriften – allerdings vornehmlich religiöser. Von chinesischen Kriegsgefangenen erlernten Muslime die Technik des Papiermachens, die maßgeblich zum Florieren des Buchhandels beitrug: So etablierten sich im zehnten Jahrhundert in Bagdad und Cordoba die größten Büchermärkte der Welt. Christliche Mönche machten sich ihrerseits auf den Weg zu diesen Buchzentren, um die neuesten Publikationen zu ergattern. Bereits seit dem sechsten Jahrhundert sind benediktinische Klöster dafür bekannt, Manuskripte zu kopieren, und Laien war es erlaubt, die Bücher aus den Klosterbibliotheken gegen eine Kaution auszuleihen. Im elften Jahrhundert kamen im europäischen Raum mit den Universitätsgründungen auch die ersten Universitätsbibliotheken auf. Mit der Erfindung des Buchdrucks und also den beweglichen Lettern im Jahr 1440 sowie der zunehmenden Alphabetisierung begannen überdies die gehobenen Unternehmerschichten, Buchsammlungen anzulegen.
An diesem Wintertag wühle ich mich auf dem Kirchberg durch ein paar Regale mit Graphic Novels und Kunstbüchern. Es kann Zeit beanspruchen, die Spreu vom Weizen zu trennen; wer nicht schon vorab überlegt hat, nach was er sucht, kommt schnell ins Schwimmen. Denn die Bibliothek nimmt ihre Besucher kaum an die Hand: Es fehlt ein gelegentlicher Wink hin zu Standardwerken, wie er in besseren Bücherläden und universitätsnahen Bibliotheken eigentlich üblich ist. Dann setze ich mich auf eine blaue Bank gegenüber den Ablagen mit den Luxemburger Zeitungen. Von diesem Sitzplatz aus kann ich mühelos dem Treiben auf allen Stockwerken zusehen und jeder kann mich beim Lesen angaffen; die neue Bibliothek ist wahrlich ein Panoptikum: Jeder kann jeden jederzeit beobachten. Und würde sich der Geräuschpegel nur leicht anheben, würde Hühnerstall-Atmosphäre ausbrechen.
Trotzdem kann man sich zwischen all den Büchern, an diesem (Selbst-)Bildungsort aufgehoben fühlen. Dass Bücher eng mit dem Aufkommen des Online-Handels und der Konsumkultur verschränkt sind, kommt einem dabei sogleich nicht in den Sinn. Der Historiker Ted Striphas behauptet jedoch, dass Bücher im 19. Jahrhundert mit die ersten Gegenstände waren, die auf Kredit kaufbar wurden und an denen der Handel auf Kredit zunächst erprobt wurde. Auch waren Bücher die ersten Gegenstände, die mit einem Barcode versehen wurden. Das trieb die Anfänge der elektronischen Bestandskontrolle voran. Als ein junger Unternehmer namens Jeff Bezos bequem ins Online-Geschäft einsteigen wollte, war es für ihn naheliegend sein Vertriebssystem zunächst ums gedruckte Buch herum aufzubauen.
Die BNL ist nicht Bezos, aber ihr Informatiksystem scheint ebenso wenig wie Amazon vergessen zu wollen. In meinem Konto kann ich durch alle je getätigten Ausleihen scrollen: Ich stoße auf Das Zimmer von Jonas Karlsson, ja das war ein spannendes Hörbuch. Madame Bâ von Erik Osenna listet mir mein Ausleihkonto ebenfalls auf. Ich erinnere mich jedoch nicht an seine Lektüre, es ging wohl ungelesen zurück. Im Sommer 2014 habe ich Die Welt von gestern von Stefan Zweig ausgeliehen. Den Film To be or not to be habe ich am 28. Januar 2005 um 17 Uhr wieder in der Mediathek abgegeben. Es ist der 623. Titel, den ich ausgeliehen habe. Noch heute ist er einer meiner Lieblingsfilme.
Meine Ausleihchronologie geht aber eigentlich noch weiter zurück. In der Useldinger Grundschule verkündete das Lehrpersonal Neuigkeiten, Mitte der Neunzigerjahre: Jeden zweiten Samstag würde nun nach der Pause um 10 Uhr ein Bus in den Schulhof rollen. Es handele sich dabei aber keineswegs um einen gewöhnlichen Bus, der Bicherbus sei, wie der Name verrät, eine Bibliothek auf Rädern. Er war ein Glücksfall für die Schulkinder in abgelegeneren Gegenden, auch wenn sein Leihangebot limitiert war.
Die Caféteria im Eingangsbereich der BNL ist mittags um drei Uhr gut besucht: Menschen um die 35 und jünger sind verabredet zum Kaffeetrinken, um an einer Uniarbeit gemeinsam zu werkeln oder kleben mit ihrer Brille an ihrem Bildschirm. Die Frauen sind bunt: Sie tragen rote oder grüne Hosen, Strickpullis mit gestickten Blumen, Minirock und Chucks. Die Jungs sind etwas adretter: blauer oder schwarzer Pulli oder Hemd, viereckige Brillen. Rechts neben mir wird auf Englisch und links neben mir auf Italienisch gequatscht, hinter mir auf Luxemburgisch gegeckst und an der Bar auf Französisch bestellt.
Dass sich eine Caféteria in der BNL befindet, ist zum einen Ausdruck des Zeitgeistes: Arbeit und Genuss, Freizeit und Pauken sollen sich, wenn schon nicht miteinander verschmelzen, so doch möglichst tangieren. Zum andern deutet die Caféteria auf das ins Wanken gekommene Selbstverständnis der Bibliotheken hin. Während die in Bibliotheken aufbewahrten Dokumente bis zum Ende des 20. Jahrhunderts eines Ortes bedurften, ändert sich dies mit dem Aufkommen des Internet. Über ein Bibliothekskonto kann jeder Kontobesitzer Artikel auf seinen Bildschirm herunterladen, ohne je eine Bibliothek zu betreten. Und während die Rechte der auszuleihenden Titel zuvor bei der Bibliothek lagen, sind sie es im digitalen Zeitalter nicht mehr unbedingt. Die kulturelle Rolle der Bibliothek als Ort der Aufbewahrung von als wertvoll erachteten Schriften und Dokumenten ist in Zukunft nicht mehr garantiert. Deshalb bemühen sich Bibliotheken tunlichst ihr Image der Hol- und Bring-Institution loswerden. Bibliotheken wollen zu Wohnzimmern im öffentlichen Raum mutieren: Ein Ort sein, an dem man zwar nicht die Schuhe auszieht, sich aber wie zu Hause fühlt; ein Ort, in den man kommt, ohne Eintritt zu zahlen. Durch den abwesenden Konsumzwang soll allen, unabhängig ihrer finanziellen Situation, den gleichen Zugang gewährt werden. In den Bibliothekswissenschaften kursiert zudem die Theorie, dass die überlebensfähige Bibliothek des 21. Jahrhunderts jene ist, die ein breites Lern- und Bildungsangebot anbietet sowie in Medienwerkstätte investiert. So wundert es nicht, dass die BNL bereits vor der Eröffnung in einem Pressedossier Workshops und Weiterbildungen ankündigte. Überdies, steht im Dossier, würden Konferenz- und Seminarräume buchbar sein, die „aus der Nationalbibliothek einen Ort der Begegnung und des Austausches“ machen.
Tatsächlich lassen sich besonders an den Zahlen der Mediathek die Auswirkungen des digitalen Zeitalters deutlich ablesen: Wurden 2013 noch 11 600 Ausleihen getätigt, verbucht sie für 2018 einen groben Einschnitt: Nur noch 8 600 Titel gingen über die Theke. Unvergleichlich ist demgegenüber der Zugriff auf digitalisierte Zeitschriften; über eine Million Dokumente wurden letztes Jahr heruntergeladen – zehnmal mehr als noch vor sechs Jahren. Die Benutzerzahlen gingen für die BNL in den letzten Jahren allerdings nicht in den Keller. 2018 waren 17 030 Benutzer angemeldet, im Jahr 2013 waren es circa 12 600. Allerdings schauten nur 3 000 Nutzer regelmäßig in der BNL vorbei. Mehrheitlich wird die BNL von Angestellten genutzt, gefolgt von im Ausland Studierenden, Schülern und Studenten der Universität Luxemburg. Arbeitslose, Rentner, Selbstständige und Europabeamte besuchten die Bibliothek 2018 jedoch kaum. Im vergangenen Jahr war der meistgefragte Titel (luxemburgische Publikationen ausgenommen) der Ägypten-Reiseführer der Reihe Le guide du routard.
So richtig verstanden, wie man eine Bibliothek für seine Zwecke nutzen kann, habe ich erst an der Universität Heidelberg. Wie organisiert man seine Literaturrecherche? Wann geht man in eine Institutsbibliothek, wann zum Schalter, wann in den Lesesaal? Die Universitätsbibliothek Heidelberg ist die älteste Bibliothek Deutschlands. Sie wurde 1386 gebaut und verwaltet als wissenschaftliche Universalbibliothek 6,2 Millionen Bände. Ihr Hauptsitz befindet sich im Herzen der Stadt, und sie frisst sich Jahrzehnt um Jahrzehnt immer mehr in das Stadtbild hinein; streckt ihre Pranken aus und formt links und rechts Gebäude nach ihren Bedürfnissen um. Ein ähnliches Schicksal erspart die Nationalbibliothek der Stadt Luxemburg jedoch vermutlich mit ihrem eher isolierten Dasein zwischen E&Y und Privatbanken auf dem Kirchberg.
Auch als sozialen Ort lernte ich die Bibliothek erstmals als Studentin kennen. Falls man nichts zu tun hatte, gab es immer andere Nichtstuende, die auf der Bibliothekstreppe herumstanden. Traf man sie dort an, konnte man gemeinsam entscheiden, ob man Kaffee trinken ging, mit dem Fahrrad Bier kaufen fuhr oder sich tatsächlich in den Bibliothekssaal zum Lernen begab. In den Heidelberger Bibliotheken konnte man auch Männer kennenlernen; Männer, die viel Zeit mit toten Männern verbrachten. So erklärte mir ein mexikanischer Philosophie-Doktorand, dass in seinem Leben manchmal drei Wochen vergingen, in denen er mit niemandem außer der Supermarktkassiererin sprach. Aber das sei nicht tragisch, denn so habe er vor allem Zeit mit G.W. Hegel verprassen können.
Mein Verhältnis zu Bibliotheken und deren Mitarbeitern war jedoch nicht immer harmonisch. Am 25. Juni 2019 wurde ich der Bücherschinderei beschuldigt. Eine E-Mail schlitterte in mein Fach: „Madame, Je me permets de vous rappeler qu’il est strictement interdit de rendre des documents annotés.“ Dann wurde mir gedroht, sollte ich nochmals Bücher mit an den Rand gekritzelten Notizen abgeben, würde ein westschweiz-weites Shaming stattfinden: „Si ce cas devait se reproduire, je me verrais dans l’obligation de le signaler dans votre dossier, à l’intention de l’ensemble des bibliothèques du réseau.“ Die mit „wissenschaftliche Bibliothekarin“ unterschriebene E-Mail enthielt zudem den Verweis, dass zu dem Zeitpunkt, als ich die drei „betroffenen“ Bücher auslieh, mit Sicherheit keine Notizen im Buch enthalten waren. Als ich die drei Bücher aus dem Regal zog, sahen sie tatsächlich aus, als seien sie noch nie so richtig rangenommen worden. Ziemlich wahrscheinlich war ich die erste Person, die sie las, dabei wurden diese Bücher bereits im Zeitraum 2013 bis 2016 publiziert. Während viele Buchstaben im Dunkeln liegen, zusammengeklappt zwischen zwei Buchdeckeln in irgendeiner Bibliothek verharren und nie das Licht einer Schreibtischlampe erblicken, werden andere misshandelt – man fährt mit Markern über sie, umkreist sie mit Bleistiften, klebt Post-its auf sie.
Sollten die Schweizer Bibliotheksautoritäten mir dennoch ein Bibliotheks-Embargo auferlegen, werde ich vielleicht öfter in der BNL anzutreffen sein. Denn zugegeben, ich bin beeindruckt: Der sonst eher triste und durchrationalisierte Kirchberg scheint durch diese Bücherkammer verlebendigt worden zu sein. Habe ich denn etwas anderes erwartet? Ehrlich gesagt, ja. Immer wieder war zu lesen, das gedruckte Buch habe keine Zukunft. Deshalb dachte ich, eventuell im bibliothekarischen Goldenen Zeitalter recherchetechnisch sozialisiert worden zu sein: In einer Zeit, in der Karteikästchenregale bereits obsolet waren, eine Zeit aber auch, in der man nicht nur auf digitale Dokumente zurückgriff. Und es mag zwar stimmen, dass digitale Dokumente dem gedruckten Buch zusehends auf die Pelle rücken – verdrängen wird das Digitale das Analoge aber vermutlich noch nicht morgen, vielleicht sogar nie. Und als sozialer Ort, als Ort der Begegnung, des Austauschs und des Lernens haben Bibliotheken auf jeden Fall eine Zukunft – sogar auf dem Kirchberg.