Heute loben wir ein wahres Wunder. Sobald es im Parlament um die Reform des Abtreibungsgesetzes geht, treten in der katholischen Presse die schwangeren Männer auf. Und zwar massiv. Die schwangeren Marcel Kiefer (Leitartikel) und Erny Gillen (ganzseitiges Interview) haben sich gar im Luxemburger Wort vom 3. März 2012 verbündet, um mit endlosem Wortschwall zu verkünden, wie Frauen sich zu benehmen haben.
Natürlich zwackt uns die Versuchung, in der Frage des Schwangerschaftsabbruchs den Frauen mehr zu trauen als den Männern. Wenn aber plötzlich zwei hochschwangere Männer sich mit profilierten Ansichten melden, fügen wir uns der göttlichen Komödie, denn ihr Bauch gehört ihnen. Bitte, es dreht sich hier um ein echtes Wunder. Nicht etwa um eine theologische Scheinschwangerschaft, also ein opportunistisches Manöver, um wieder mal den Frauen den Mund zu verbieten. Ist der schwangere Generalvikar denn nicht ungleich kompetenter als alle schwangeren Frauen zusammen? Er redet so salbungsvoll, als stünde er kurz vor der Entbindung. Er wird übrigens ein guter Vater sein, soviel ist klar. Im Umgang mit Kindern sind die Gottesmänner seit ewigen Zeiten praxisgeübte Familiengründer. Womit das Schauermärchen entlarvt wäre, die katholische Kirche hätte zur Abtreibungsfrage nichts weiter beizutragen als überhebliches Männergefasel.
Wie es die beiden Wort-Prediger geschafft haben, schwanger zu werden und sich mit Leib und Seele wie Frauen zu fühlen, ist ein schönes Geheimnis des Glaubens. In ihrem frommen Verein werden ja gern die Naturgesetze auf den Kopf gestellt. Ganz sicher hat hier der Heilige Geist seine Finger im Spiel. Wir vermuten, dass es sich um eine gottgewollte Fertilisation in spiritu handelt, also ein durch und durch „unbeflecktes“ Verhängnis. Jedenfalls wissen die schwangeren Herren genau, wie Frauen ihr labiles Gewissen handhaben müssen. Frauen sind ja in der Regel zu dumm und beschränkt, um sich um ihr eigenes Schicksal zu kümmern. Immerhin reden die schwangeren Männer so ekstatisch und aufdringlich und hilfreich von „Verantwortlichkeit, Respekt und Würde“, dass alle schwangeren Frauen mit ihren schäbigen Selbstbestimmungslitaneien sich eigentlich nur noch schamhaft bekreuzigen können.
Wir sind richtig erleichtert, an dieser Stelle mit zwei weiteren Schauermärchen aufräumen zu können. Das erste verbreitet die unsinnig bösartige Theorie, die katholische Kirche würde sich gegenüber Frauen extrem herablassend benehmen. Sie sei ein verkrusteter Männerverein, der Frauen systematisch den Mund verbietet. Leider haben wir es hier mit gottlosen Gerüchtestreuern zu tun. Man weiß ja, dass die Ungläubigen vor keiner Infamie zurückschrecken, um der unbescholtenen Kirche am Zeug zu flicken. Wenn schon katholische Männer freiwillig eine Schwangerschaft auf sich nehmen, also das zutiefst Frauenspezifische am eigenen Leib vorführen, müssen wir doch wohl anerkennen, dass ihnen die Frauen ganz besonders am Herzen liegen. Sie identifizieren sich ja buchstäblich mit vollem Körpereinsatz mit den Anliegen der Frau. Womit bewiesen wäre, dass die katholische Kirche eine über alle Maßen frauenfreundliche Einrichtung ist.
Das zweite Schauermärchen will uns weismachen, die katholische Kirche habe sich hunderttausendfach an wehrlosen Kindern vergriffen. Auch hier schlägt uns wieder die katastrophale Häme der Gottlosen entgegen. Wäre an dieser unverantwortlichen Behauptung auch nur ein Fünkchen Wahrheit, würde die bußfertige Kirche wohl kaum den Mund auffällig vollnehmen, um pathetisch die „Würde des Lebens“ zu beschwören. Vielmehr würden sich die Kirchenvertreter voller Einsicht aus dem öffentlichen Leben zurückziehen und sich selber zwei Jahrhunderte Redeverbot auferlegen. Wäre die katholische Kirche wirklich eine weltweit vernetzte Kinderschänderfirma, würde sie es längst nicht mehr wagen, auch nur mit einer einzigen Silbe den „Respekt vor der Kreatur“ zu erwähnen.
Allein die Tatsache, dass die Gottesmänner fortfahren, mit Vehemenz und Leidenschaft das „ungeborene Leben“ zu verteidigen, zeigt doch, dass sie sich nie und nimmer am geborenen Leben vergehen würden. Wer das Gegenteil behauptet, kann nur ein luziferisch verseuchter Zeitgenosse sein. Übrigens visiert dieses schreckliche Schauermärchen auch die Unterrichtsministerin. Wer hat denn die Unverfrorenheit, einer sozialistischen Politikerin, deren Partei mit Gotteszauber nichts am Hut hat, zu unterstellen, sie würde den Vertretern einer notorischen Missbrauchsorganisation den Weg in die öffentliche Schule ebnen? Würden all diese Missbrauchsgerüchte wirklich stimmen, wäre es doch geradezu kriminell, Kirchenvertreter überhaupt noch in die Nähe von Kindern zu lassen. Man sieht ja, wie selbstherrlich die katholische Kirche in der öffentlichen Schule auftritt. Das kann sie sich nur leisten, weil sie integer und moralisch blitzsauber auf der Seite des „unschuldigen Lebens“ steht. Da ziehen sogar gestandene Sozialistinnen vor lauter Bewunderung den Hut.