Zur Lage der öffentlichen Bibliotheken

Öffentliche Bibliotheken ­ Quo vaditis?

d'Lëtzebuerger Land vom 21.06.2001

Nach den Artikeln über Bibliotheken im Land - vor allem nach dem von Guy Linster  - wäre es vielleicht auch interessant, die Ansicht eines Diplom-Bibliothekars über die Lage der öffentlichen Bibliotheken des Landes zu hören. Es wurden schließlich mehrere Alternativen aus der Schublade gezogen, die es verdienen, vom bibliothekstechnischen Standpunkt näher analysiert zu werden. Zu allererst einmal muss aber eine vernünftige Definition des Begriffs "öffentliche Bibliothek (ÖB)" her, um dem allgemeinen terminologischen Missbrauch entgegenzuwirken. Die Termini "Volksbibliothek / bibliothèque populaire / Volleksbicherei" sind antiquierte Überbleibsel der Vorkriegszeit und werden von Bibliothekaren heutzutage nicht mehr benutzt. In diesem Artikel wird der Terminus der "Öffentlichen Bibliothek / Public Library / Bibliothèque de lecture publique" durch drei Hauptkriterien definiert: 1) durch eine allgemeine Zugänglichkeit in Gebäude und zu Dienstleistungen und die Möglichkeit der zur Ausleihe berechtigten Mitgliedschaft für alle jeden Alters (von 0 - + Jahren); 2) durch Gelder eines öffentlichen luxemburgischen Trägers (mit)finanziert und 3) durch eine ausgeglichene mehrsprachige Bestandsdiversität (Kinder-, Jugend- und Erwachsenenliteratur). Dadurch beläuft sich die Zahl der ÖBs des Großherzogtums auf acht. Es gehören dazu: die rein kommunalen Bibliotheken von Esch/Alzette (ca. 70000 Medien), Luxemburg (55000), Differdingen (30000), Düdelingen (20000), Grevenmacher (7000) und Eschdorf (7000), und die Mischformen (Vereinsbibliothek mit kommunaler Unterstützung (Raum, Elektrizität etc.)), die Tony-Bourg-Bibliothek in Ulflingen (4000) und die Volksbildungsvereinsbibliothek Bonneweg (6000). Herausfallen aus der Kategorie ÖB tun alle wissenschaftlichen Bibliotheken (z.B. Nationalbibliothek), Spezialbibliotheken (z.B. Blindenbibliotheken, Altersheimbibliotheken und Patientenbibliotheken), Schulbibliotheken, die noch aktiven fünf Pfarrbibliotheken von Limpertsberg (ca. 10000 Medien), Ettelbrück (5000), Mersch (4000), Ulflingen (2000) und Wahlhausen (240), die zwei Amitiés-françaises-Bibliotheken in Esch/Alzette (4500) und Echternach (2000), die Bibliotheken der ausländischen Kulturinstitute, etc. Der Bücherbus gilt in der internationalen Typologie immer als Sonderform des öffentlichen Bibliothekswesens. Zweigstellen in Form von Stadtteilbibliotheken gab es hierzulande in der Geschichte nur einmal: die Zweigstelle Bonneweg der von den Nazis errichteten "Stadtbücherei Luxemburg" (Lebensdauer: 1942-1944), der ersten Freihandbibliothek des Landes.

 

Wozu eine öffentliche Bibliothek?

 

Weil Freiheit, Wohlstand und die Entwicklungsmöglichkeit von Gesellschaft und Individuum zu den Grundwerten des Menschen gehören. Allein die Fähigkeit gut informierter Bürger, ihre demokratischen Rechte auszuüben und aktiv an der Gesellschaft mitzuwirken, sichert diese Werte. Konstruktive Teilnahme an der Demokratie und ihrer Entwicklung beruhen ebenso auf einer hinreichenden Bildung wie auf dem freien und unbeschränkten Zugriff auf Wissen, Denken, Kultur und Information. Als örtlich verfügbarer Zugang zum Wissen bietet die ÖB eine Grundvoraussetzung für lebenslanges Lernen, unabhängige Urteilsbildung und die kulturelle Entwicklung des Einzelnen und gesellschaftlicher Gruppen. Die folgenden Aufgaben aus den Bereichen Information, Alphabetisierung, Bildung und Kultur sollten zum unverzichtbaren Programm Öffentlicher Bibliotheken gehören: 1) Leseanimation und Leseförderung vom Vorschulalter an; 2) Unterstützung des individuellen und selbstbestimmten Lernens sowie des formalisierten Bildungsprozesses auf allen Stufen; 3) Angebote von Möglichkeiten zur kreativen Entwicklung des Einzelnen; 4) Anregung der Phantasie und Kreativität von Kindern und Jugendlichen; 5) Förderung der Kenntnis des kulturellen Erbes, des Kunstverständnisses, der wissenschaftlichen Leistungen und Innovationen; 6) Hinführung zu unterschiedlichen Ausdrucksformen aller darstellenden Künste; 7) Pflege des interkulturellen Dialogs und Unterstützung der kulturellen Vielfalt; 8) Stärkung der mündlichen Überlieferung; 9) Sicherung des bürgerlichen Rechtes auf Zugang zu allen Arten staatlicher Information; 10) Bereitstellung von Informationsdiensten für örtliche Initiativen, Vereine und Interessengruppen; 11) Einführung in den Gebrauch der modernen Informationstechnologien (z.B. Internet); 12) Unterstützung, wo nötig, Initiative und Teilnahme an Kampagnen und Programmen zur Leseförderung für jedes Alter. (Aus dem Unesco-Manifest von 1994). Tatsache ist, dass ÖBs alle Schichten der Gesellschaft erreichen und in Luxemburg erreichen könnten, wenn sie bestimmte Bedingungen erfüllen würden. Besonders bei sogenannten "A-Gruppen" (Auszubildende, Asylbewerber, ausländische Mitbürger, Arbeitslose) gehört die ÖB zur ersten Anlaufstelle. Denn sie stellen ja schließlich die eigentliche Vorstufe der Bibliotheken allgemein dar. Um so trauriger, dass hierzulande ÖBs so schlecht ausgestattet sind. Nimmt man die letzten internationalen Standards für ÖBs der IFLA (International Federation of Library Associations) von 1977 zur Hand, die trotz ihres Alters hierzulande gänzlich unbekannt geblieben sind, so fällt Luxemburg noch heute in die Kategorie "Entwicklungsland". Ein Vergleich mit einem Benelux-Land wäre angebracht: In den Niederlanden ist jeder zweite Einwohner eingetragener Benutzer einer ÖB - bei insgesamt 1200 ÖBs, d.h. eine ÖB für 12500 Einwohner. In Luxemburg ist es eine ÖB für 55000 Einwohner. Die acht ÖBs, betreuen insgesamt ca. 34 Prozent der Bevölkerung (alle ÖB-Kommunen zusammen), d.h. 66 Prozent des Landes haben keine eigene ortsfeste kommunale Bibliothek.

 

Verwirklichung von bereits formulierten Ideen

 

Einige sind in den Land-Artikeln von Claude Weber und Guy Linster angeklungen. Neuartig sind sie nicht - ein Blick über die Grenzen genügt. Hier wird nun die bibliothekarische Sichtweise mit der entsprechenden Terminologie dargestellt. Eine ausreichende Auslegung der Aufgaben der einzelnen Optionen bedarf allerdings einer größeren Abhandlung, wie z.B. eines Bibliotheksentwicklungsplans, so dass hier nur Grundrisse abgebildet werden. Da wäre ja einmal die Idee einer öffentlichen Zentralbibliothek, die in der luxemburgischen Bibliothekslandschaft fehlt und nur im Ballungsraum Luxemburg einen Sinn hätte. Sie könnte erstens als nationale Modellbibliothek mit direkter Ausleihe fungieren und zweitens kooperativ mit anderen ÖBs zusammenarbeiten. Eine andere Variante wäre die von Weber gemeinte "Bibliothèque départementale de prêt" oder "Staatliche Fachstelle für öffentliches Bibliothekswesen"; sie leiht nichts unmittelbar an Leser aus, sondern hilft den ÖBs mit Wanderbeständen, Medienpaketen, Ausstellungsmaterial usw., sowie fachlicher Beratung (und Fachbibliothek) und eventuellen Finanzspritzen. Solche Institutionen müssen unbedingt von Diplom-Bibliothekaren mit Berufserfahrung geleitet werden, um der Qualität nach internationalen Standards gerecht zu werden. Von einer möglichen Angliederung an eine wissenschaftliche Bibliothek wie die Nationalbibliothek, als Hauptplan- und Koordinierungsstelle der ÖBs, wie in einigen Entwicklungsländern Afrikas, ist abzuraten. Die Aufgaben und Sichtweisen unterscheiden sich zu sehr voneinander. Höchstens  die Anschließung einer reinen Bibliotheksberatungsstelle, ohne Ergänzungsbibliothek und sonstige Dienstleistungen, wäre machbar, aber sie brächte dem Bibliothekswesen keinen großen Nutzen. Der Ausbau des Aleph-Verbundsystems zum kollektiven einheitlichen luxemburgischen Gesamtkatalog schreitet weiter voran, trotz manchem kommunalen Kleingeistdenken. Auch die Idee der gemeinsamen Schul- und Gemeindebibliothek von Linster ist eine Alternative, die vom bibliothekarischen Standpunkt aus mit gemischten Gefühlen aufgenommen wird. Obschon sie historisch sogar in Luxemburg schon von ca. 1890-1940 in der Form der Volksbibliotheken, zur Höchstform aufgelaufenen Grundschulbibliotheken, real existierte, sind die Grenzen hierzulande, wie auch im Ausland, damals schon sichtbar geworden. Der zwanghafte Lektürecharakter der Schulbibliotheken, verbunden mit einer größeren Schwellenangst vor Schulgebäuden, schrecken Erwachsene wie Kinder gleichermaßen ab. Von den schulbedingten Öffnungszeiten- und Raumausstattungsproblemen, der Rivalität Staat kontra Kommune bei Gymnasien, wollen wir gar nicht erst reden.

 

Andere Entwicklungsmöglichkeiten

 

Wo soll man anfangen? Die bibliotheksentwickelten Länder um uns herum strotzen nur so von neuartigen Formen. Die mobile Literaturversorgung (Bücherbus) wird hier bewusst ausgeklammert, da die ortsfeste in unseren Grenzgebieten (Saarland und Lothringen) die regionale Fahrbibliothek mittlerweile aus mannigfaltigen Gründen beseitigt hat. Als mögliche im Ausland traditionellen Einrichtungen können, außer den bereits oben genannten, aufgeführt werden: Delivery stations (Verteilungsstellen, wo die Leser Literatur aus einer Zentralbibliothek bestellen können), Deposit stations (Mediensammlungen werden in verschiedenen Einrichtungen (also mehr als eine Bibliothek) für eine Ausleihe abgestellt: Schulen, Feuerwehrkasernen, Polizeikommissariate, Firmen...), Wanderbibliotheken ("bibliothèque itinérante", nicht zu verwechseln mit einer "bibliothèque circulante" (Bücherbus); ein zentraler Dienst (nur eine Bibliothek) gewährleistet die Verbreitung und Auswechslung der Bestände), interkommunale Bibliotheken oder Bibliotheksverbünde in ländlichen Gebieten mit kleineren, weniger leistungsfähigeren Gemeinden und bibliotheksintegrierte Kulturzentren. Als neuzuschaffende Gremien kämen in Betracht: ein nationaler Bibliotheksrat oder eine Bibliothekskommission - nicht zu verwechseln mit dem bereits existierenden "Conseil national du livre", wo die Förderung des literarischen Schaffens im Vordergrund steht -, eine Bibliotheksinspektion (Überwachung einzuhaltender bibliothekarischer Empfehlungen) oder ein Bibliotheksinstitut (eine Art Denkfabrik für spezifisch luxemburgische Bibliotheksprobleme). Letzteres Organ lohnt sich freilich nur in bevölkerungsreicheren Ländern. Großes Ausbaupotential besteht bei neuanzubietenden Dienstleistungen: Community Information (alles über das Gemeinwesen), Lifelong Learning (Information von der Wiege bis zur Bahre), ein nationaler Leihverkehr für körperlich behinderte oder isolierte Menschen (Medienlieferservice bereits in Luxemburg-Stadt über "Repas-sur-roues" möglich), die Einrichtung von Sondersammelgebieten (Absprachen über verschiedene Themenbereiche zur Spezialisierung der einzelnen Bibliotheken - eine problematische Absage an die "Bibliothek für alle"), Zusammenarbeit mit Krankenhäusern (Stichwort: Bibliotherapie), Strafanstalten, Altersheimen (ein Beispiel existiert bereits) und sonstigen Heimen. Der Faktor der Personalknappheit und die mangelnde Ausstattung an geeigneter Literatur und speziellen Geräten verhindert jedoch ein breitgefächertes Angebot. Für Blinde oder Sehbehinderte (Braille-Literatur oder "sprechende Bücher"), Gehörlose (visuelles Material: Videos mit Gebärdensprache) und geistig Zurückgebliebene (Musik, Spiele und Spielsachen) sieht das Angebot in ÖBs sehr schlecht aus. Wenigstens bietet Esch/Alzette einen vernünftigen Bestand an Audio-CDs an. Ansonsten darf sich eigentlich keine ÖB des Landes Mediathek nennen. Ein paar Internetposten allein reichen dazu nicht aus. Auch nicht mickrige CD-ROM- oder Musikkassettensammlungen (unter 50 Medien). Die Nationalbibliothek ist als wissenschaftliche Bibliothek die einzige, die eine begrenzte Mediathek (ca. 5000 Videos, 500 Kassetten und 300 Audio-CDs) als Abteilung besitzt. Ludotheken (Spielesammlung), Artotheken (Kunstbildersammlung) oder Software- und Computerbibliotheken (franz.: Logithèque; Soft- und Hardware-Sammlung) sind im Großherzogtum nicht anzutreffen.

 

Finanzierungsprobleme

 

Die Klagen der Bibliothekare sind meistens dieselben: Personal-, Geld- und Platzmangel. Geld verschlingen tun Bibliotheken viel, doch wie sagt man so schön: Bibliotheken rechnen sich nicht, aber zahlen sich aus. Einmal untersuchen sollte man auch, welche Teile des Bibliotheksbudgets die Kommunen (und Vereine) am meisten belasten. Es fällt auf, dass das Personal den größten Posten darstellt. Eine Situation, die z.B. die französische Regierung veranlasst hat, einen Teil des Personals mitzufinanzieren, so dass in Frankreich Staats- und kommunale Beamten oder Angestellte nebeneinander in den ÖBs arbeiten. Die finanziellen Probleme tauchen jedoch nicht erst mit der Inbetriebnahme auf, sondern schon bei der Errichtung. So viele Millionen für Instandsetzung und Einrichtung müssen zu Beginn auf einmal aufgeboten werden. Das schreckt ab. Warum nicht zur Carnegie-Methode greifen? Andrew Carnegie, amerikanischer Stahlbaron (1835-1919), trug mit seinem angehäuften Vermögen dazu bei, dass in den USA und Schottland über 300 Bibliotheken gegründet wurden. Seine Bedingungen für den Geldfluss an die Kommunen waren die folgenden: Er errichtete kostenlos die ganzen Gebäude und die Kommunen waren (und sind bis heute) im Gegenzug zuständig für das Funktionieren (Unterhalt, Bestandsanschaffung, Personal, usw.) der ÖBs. Eine Subventionierung bei der Errichtung der Bibliotheksgebäuden wäre eine wahre Entlastung für die Kommunen, da deren Finanzlage meistens solche Unternehmungen nicht verkraften kann. Der Staat ist wohl der einzige in Luxemburg, der die Rolle eines "Carnegie" spielen könnte. Immerhin sind Zusammenlegungen von europäischen, kommunalen oder Vereinsgeldern hierzulande bereits bei Errichtungen in Eschdorf und Ulflingen in die Tat umgesetzt worden. Überhaupt hätte das letzte Jahrzehnt als erfolgreich für ÖBs überschrieben werden können, wenn man die Gründungswelle betrachtet: Grevenmacher (1991), Eschdorf (1999) und Ulflingen (2000). Doch die Stimmung bleibt betrübt: die Stadtbibliothek Diekirch (gegründet 1952) wurde 1997 sang- und klanglos aufgelöst, und die drei gerade erwähnten Bibliotheken fallen in die Rubrik "Teilzeitbibliotheken", die nach jeder Anfangseuphorie oft den langen persönlichen Kampf der Bibliothekare ums Überleben in der kommunalen Verwaltung antreten müssen. Hoffen wir, dass es nicht so weit kommt.

 

Bibliotheks- und Lesekultur

 

Linster hatte mehr den Akzent auf die Verbindung Bibliothek-Lecture-publique gesetzt. In Belgien und Frankreich sind effektiv beide eng verbunden. Zugegeben, die heutigen jungen Leser besitzen eine andere Lesekultur, nämlich die des kurzen und knappen Lesens von Sachbüchern, Artikeln und Internetseiten. Die Leseintensität ist anscheinend mit der der anderen Generationen gleichgeblieben. Könnte eine Bibliothekskultur, d.h. eine in den Köpfen der Luxemburger einprogrammierte Selbstverständlichkeit zur Benutzung von Bibliotheken, die aktuelle Bier-Bratwurst-Renten-Volksmusik-Kultur aufhalten? Beim Kampf gegen die allgemeine Ignoranz könnte vielleicht als einstweiliger Tropfen auf den heißen Stein die Steigerung der optischen und qualitativen Attraktivität der schon bestehenden ÖBs durch finanzielle Zuschüsse zurück-behalten werden. Eine einzige nationale Modellbibliothek könnte schon neidische Nachahmungseffekte provozieren.

Quo vaditis? - die öffentlichen Bibliotheken leiden an Perspektivlosigkeit und vegetieren nur so vor sich hin. An Ideen der Bibliothekare mangelt es jedenfalls nicht. Keine Idee, sondern ein wichtiger oft vergessener Aspekt, ausgerechnet in Luxemburg, ist die Aufgabe der ÖB zur Integration der zahlreichen Ausländer. Einer Integration wäre - ähnlich wie in den USA - durch das Beibringen der drei- bis viersprachigen luxemburgischen Mischkultur wohl schneller geholfen, wenn endlich ein professioneller Ausbau vonstatten gehen würde. Besonders wo auffällt, dass viele aus bibliothekskulturentwickelten Ländern stammen und voller Entsetzen den ersten Kulturschock angesichts solcher Mangelhaftigkeit erleben. Traurig ist ebenfalls die Tatsache, dass z.B. Rollstuhlfahrer bei sieben von acht ÖBs wegen unüberbrückbarer Hindernisse kulturell ausgegrenzt bleiben. Genauso wie mit der Frage der Zugänglichkeit, beschäftigt sich der Bibliothekar im Hinblick auf die Reden unserer Volksvertreter über die Informations- oder Wissensgesellschaft, mit der Frage woher die nötigen Informationen und das Wissen wohl kommen sollen? Doch hoffentlich nicht aus zusammengereimtem ungefiltertem Internetmüll? Und ob der Mensch jemals noch fähig sein wird, seine Informationen lesen zu können? Die geistigen Tankstellen der Nation (Helmut Schmidt) haben noch jede Menge Arbeit vor sich, um dem schleichenden Analphabetismus entgegenzuwirken. Immerhin ist den Luxemburgern bewusst geworden, dass die papierlose Gesellschaft weiterhin eine Utopie bleibt. Ansonsten wird man im guten alten Großherzogtum wohl noch etwas länger auf den Anschluss zur Informationsgesellschaft warten müssen, oder wird gerade überlegt, wie man das Ganze schnell umtaufen könnte? Wird es wohl eines Tages die Bibliotheks- und Lesegesellschaft geben? Darauf spekulieren würde heute leider keiner.

 

Bibliotheken

 

 

Jean-Marie Reding
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