Der immerhin 71-jährige Außenminister ist mit schier übernatürlichen Ressourcen versehen. Trotz Covid-Seuche und Affenhitze radelte er wieder quer durch Frankreich zum Wallfahrtsort Mont Ventoux. Unterwegs verbreitete er Fotos von sich auf seinem schlanken Rennrad. Für eine Strecke von 800 Kilometern braucht man gewöhnlich ein solides Rad mit Satteltaschen voller Kleidung, Waschzeug und Verpflegung. Nicht so Jean Asselborn. Er hat offenbar dienstbare Geister, die sich außerhalb des Fotoausschnitts um die Intendanz bemühen.
Ähnlich verhält es sich in der Außenpolitik. Kaum war der Minister vom Fahrrad gestiegen, da ereiferte er sich im Deutschlandfunk: „Ich glaube, was sich in diesem Land abspielt, ist Staatsterrorismus. Es ist ein brutales Vorgehen gegen die Regeln und auch die natürlichen Gesetze einer freiheitlichen Gesellschaft. Es ist Diktatur.“ Über wen er sich aufregte, war nicht gleich verständlich. Im entscheidenden Moment hatte der Rundfunkempfänger gerauscht und geknistert.
Jedenfalls hatte der Staatsterrorist militärisch ausgerüstete Truppen in die Millionenstadt Portland geschickt, um Protestkundgebungen niederzuschlagen. Demonstranten wurden von der Straße weg in Zivilfahrzeuge gezerrt und verschleppt. Der Historiker Timothy Snyder schrieb in dem Magazin Foreign Policy von „stormtroopers“ und nannte den Präsidenten einen „baby fascist“.
Ende Juli erklärte der Diktator dem ihm ergebenen Fernsehsender Fox News, das Ergebnis der Präsidentschaftswahlen im November möglicherweise nicht anerkennen zu wollen. Derzeit ist er dabei, die Wahlen zu fälschen, indem er dem staatlichen Postunternehmen die Mittel für die Briefwahl vorenthält. Er begnadigte seinen Berater Roger J. Stone unmittelbar vor dessen Haftantritt wegen Falschaussage, Justizbehinderung und Zeugenbeeinflussung. Dafür befahl er seinem ihm ergebenen Justizminister William P. Barr, politische Gegner aus der Demokratischen Partei zu verfolgen.
Während sein Land fünf Prozent der Weltbevölkerung und 25 Prozent aller Covid-19-Toten weltweit zählt, trat der Staatsterrorist aus der Weltgesundheitsorganisation aus. Diese Woche warb er für ein von einem seiner Geldgeber kommerzia-lisiertes Extrakt von Rosenlorbeer als Medikament gegen das Coronavirus. Nach Berichten des Lëtzebuerger Land soll sein Botschafter Randolph Evans die Luxemburger Regierung bedroht und erpresst haben, damit die Post keine 5G-Infrastruktur bei dem Konkurrenten Huawei kauft.
„Wir werden als Europäische Union die Demokratie in diesem Land nicht herstellen können“, bedauerte Jean Asselborn im Deutschlandfunk. „Aber was wir machen müssen, ganz klar, das ist, was ich angedeutet habe, dass wir wirklich Sanktionen gegen die Verantwortlichen in diesem Land beschließen.“ Im weiteren Verlauf der Rundfunksendung stellte sich heraus, dass der Außenminister vom belarussischen Diktator Alexander Grigorjewitsch Lukaschenko sprach. Er weiß eben den rechten Bildausschnitt zu wählen.