Kongregationsspital Kirchberg

Biete Praxen

d'Lëtzebuerger Land du 19.12.2002

Vergangenen Freitag war Lokaltermin auf dem Kirchberg: Gesundheitsminister Carlo Wagner (DP) und die Presse waren eingeladen zur Besichtigung der Baustelle des Kongregationsspitals, das am 4. Juli 2003 eröffnet werden soll. Eine Woche nach der Eröffnung sollen die Patienten aus den Kliniken Sacré Coeur und Ste Élisabeth in das neue Großkrankenhaus umziehen; ein 900-köpfiges technisches und Pflegepersonal wird seinen Dienst antreten, hinzu kommen mehr als 100 Ärzte.

 

Um deren Anstellung aber hatte es in den letzten Wochen Auseinandersetzungen gegeben. Die Entente des hôpitaux, Dachverband der Klinikbetreiber, verhandelte mit der Ärztegewerkschaft AMMD einen neuen contrat-type für die Zulassung der Belegärzte an den Kliniken. Nur das hauptstädtische Centre hospitalier und die Neuropsychiatrische Klinik in Ettelbrück beschäftigen Mediziner in Festanstellung, alle anderen Kliniken binden Freiberufler als Belegärzte per agrément an sich. Gemäß dem Krankenhausgesetz legt der contrat-type dafür Minimalkriterien fest.

 

Doch was die Fondation François-Élisabeth - Besitzerin und Betreiberin des Kongregationsspitals - Anfang November als Entwurf für einen contrat d'agréation ausgearbeitet hatte, drohte die Verhandlungen zu sprengen und sorgte für Unmut unter an einer Tätigkeit an der neuen Klinik interessierten Medizinern. Vorgesehen war in diesem Vertragsprojekt die Bildung dreier Klassen von Belegärzten. Unterschieden wurde nicht nur zwischen jenen, die am Krankenhausbetrieb und am Bereitschaftsdienst teilnehmen würden, und jenen, die nur "punktuell" in der Klinik tätig wären. Eine weitere Trennung wurde vorgenommen zwischen Medizinern, die innerhalb der Klinik eine Praxis angemietet hätten - und ein Arzt mit Mietvertrag sollte bei der Vergabe von Betten an seine Patienten Vorrang erhalten.

 

"Kaum vereinbar mit dem Geist des contrat-type" sei dieser Druck zum Abschluss eines Mietvertrags gewesen, sagt Joe Wirtz, Präsident der AMMD. Über Praxisräume auf dem Klinikgelände würden zwar auch andere Spitäler im Lande verfügen, doch seien sie dort jeweils getrennt von der finanziellen Verwaltung der Kliniken und auch separat untergebracht. Im Kongregationsspital ist das anders: Dort zweigen die Praxen auf zwei Etagen von der das Herzstück des Gebäudes bildenden Kapelle ab. Auch aus räumlichen Gründen können sie mit den Funktionskosten der Klinik vermischt werden.

 

Nach Einsprüchen der AMMD, die sich juristische Prüfung vorbehielt, und Bedenken der Entente des hôpitaux ist der umstrittene Anstellungsvertrag mittlerweile vom Tisch. Von Ärzten, die zurzeit noch an den kleinen Kongregationskliniken in der Hauptstadt tätig sind, verlautete allerdings, die im Kirchberger Krankenhaus verlangten Mietpreise seien im landesweiten Vergleich "ziemlich hoch". Fast könnte man meinen, nicht der Staat und die Krankenkassen hätten den Bau finanziert. 

 

Peter Feist
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