CD Banda Limbo von Georges Urwald und Guy Rewenig

Von Kieselsteinen, Fröschen und „Sinüsitten“

d'Lëtzebuerger Land vom 03.12.2009

„Banda Ba-Ba-Banda“ ertönt ein Männerchor, Frauenstimmen singen „Limbo“ in den Übergängen. Dass der Titelsong des Albums Banda Limbo von Guy Rewenig und Georges Urwald von einem verschnupften Kleinkind handelt, verraten die ersten Takte wohl kaum. Auch die restlichen 48 Lieder und Reime sind vollgepackt mit jazzigen Rhythmen und überraschenden Texten.

So geht es in Dem Gäertner seng Suergen um einen Gärtner, der sich nicht entscheiden kann, welches Schuhwerk zum „Klappen“ und „Kniwwelen“ am besten geeignet ist, und Den Holzhändler beschreibt, wie ein Geschäftsmann sein Holz-inventar aufzählt, bis er vor Aufregung Herzrasen kriegt. Autor der Songtexte ist Guy Rewenig, der auch schon bei den vorigen vier Ausgaben der KaLaBu – „KannerLauschterBuch“ Hörbüchern mitwirkte. Für Banda Limbo hat der er Songtexte und Abzählreime geschrieben, aber auch einige Werke aus seinen Kinderbücher Zabbazillo, Lilella Bitsch, Käddikätsch und Mäxitäxi beigesteuert.

Die Themen sind vielseitig, lustig und unterscheiden sich von klassischer Kinderliteratur, denn in Banda Limbo gibt es furzende Salami-Esser (Den Zoossisfrupsert), ungezogene Kinder, die Haustiere piesacken (Mamma Rimba), brummende Inhalierer (Sinüsitt), Fernbeziehun­gen (Den Alessandro Dellalutta) und weitere Themen, deren schwarzen Humor Kinder wahrscheinlich größtenteils nicht verstehen. Ein weite­res Detail, das die Texte dieses Albums hervorhebt, sind die Anspielungen auf verschiedene Sprachen und Kulturen. So enthalten Den Trampels Jeff und De Fräsch an der Fläsch zum Teil französische Ausdrücke. Auch ferne Staaten und Orte, wie Missouri, Colorado, Tahiti, Kalkutta und Puerto Rico, werden in den Kinderliedern erwähnt. Obwohl „Pezziflora kostorulli“, „Tatsch-mi“ und „Béibi“ sicherlich keinem Kleinkind Italienisch, respektiv Englisch beibringen werden, sind diese Anspielungen auf andere Kulturen für die Kleinen sicher nicht fehl am Platz, vor allem wenn sie in einem multikulturellen Land wie Luxemburg aufwachsen.

Die Vertonung, die aus der Feder des Pianisten Georges Urwald stammt, ist, wie es der Titel der CD verrät, jazzig, doch alles andere als eintönig. Sechzehn Stücke durchkämmen hier verschiedene Etappen der Jazz-Geschichte: von Swing bis Bebop, über Fusion, Afrikanische Gesänge, Dixieland und Gospel ist alles dabei. Im dritten Teil der CD befinden sich moderne Stücke, die für gemischte Chöre geschrieben wurden. Sie überzeugen vor allem durch ihre Stimmungen und klingen so, als wären sie für Filme geschrieben worden. Tatschmi, durch das sich eine wunderschöne Piano-Melodie zieht, vermag nicht nur Kinder sanft in den Schlaf zu wiegen. Mier léieren zielen (bei dem die gehauchten Verse fast schon an Gainsbourg erinnern) ist ebenfalls eines der Stücke, die man auf und ab hören könnte.

Georges Urwald wurde von seinen beiden Kollegen vom Garlicks-Trio (John Schlammes und Al Lenners) begleitet, sowie von zwei Primärschulklassen und dem Kanner- a Jugendchour aus Consdorf, dem Banda Limbo Septimanerchouer Lycée classique Iechternach und dem Ensem-ble Vocal Berdorf. Chorgesänge hört man allerdings nicht oft genug, denn bei einer Laufzeit von einer knappen Stunde sind von den 48 Titeln die meisten Sprechge­sänge, Abzählreime oder Zungenbrecher. Deswegen eignet sich das ­Album kaum als entspannende Hintergrundmusik.

Banda Limbo bietet allerdings nicht nur aus Musik. Die CD steckt in einem aufwändig gestalteten Büchlein, in dem man nicht nur die illustrierten Songtexte findet, sondern auch geschichtliche Erklärungen zu den verschiedenen Musikrichtungen, die auf dem Album behandelt werden, sowie Fotos der Musiker.

Trotz den vielen gesprochenen Reime, die den Fluss der CD ein wenig unterbrechen, und den Song­texten, die für die ganz Kleinen vielleicht noch nicht geeignet sind, ist Banda Limbo ein erfrischendes Konzeptalbum, das Kindern eine Musikrichtung näher bringt, die selten auf ein junges Publikum abgestimmt ist. Die Melodien und der Humor der Songs werden jedenfalls nicht nur Kinder zum Mitsingen bringen.

Claire Barthelemy
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