Grasland in Luxemburg

Bunte Wiesen

d'Lëtzebuerger Land du 11.11.2011

Simone Schneider, Christian Ries

In Luxemburg gibt es noch eine große Vielfalt an Wiesentypen. Die Vielfalt des Graslandes erklärt sich aus den geologischen Gegebenheiten und den vielseitigen Landschaftsräumen des Landes sowie den unterschiedlichen Bewirtschaftungsweisen. Die bunten artenreichen Wiesen sind ein wichtiger Lebensraum für viele Pflanzen- und Tierarten. Sie bereichern nicht nur das Landschaftsbild und erhöhen die Strukturvielfalt unserer Landschaft, sondern erfüllen wichtige landschaftsökologische Funktionen wie Boden- und Grundwasserschutz.

Allerdings sind viele der artenreichen, extensiv genutzten Mäh-wiesen und deren Flora heute vom Rückgang betroffen, was ihnen ihre zunehmende Bedeutung im Naturschutz in Luxemburg und Europa beimisst. Die Forschungsarbeit Die Graslandgesellschaften Luxemburgs1 am Naturhistorischen Museum hat ergeben: Luxemburg verfügt noch über viele artenreiche, aber auch gefährdete Graslandbestände, die es zu erhalten gilt. Die in Europa als schutz-würdig geltenden Graslandlebensräume sind auch in Luxemburg selten und gefährdet. Dies betrifft die Borstgrasrasen, Pfeifengraswiesen, Halbtrockenrasen sowie Gold- und Glatthaferwiesen. Des Weiteren sind die artenreichen Feuchtwiesen sowie deren Brachestadien in Luxemburg gefährdet. Einzelne Graslandgesellschaften sind bis auf wenige Restbestände verschwunden oder fast nur noch in Schutzgebieten zu finden. Arten- und blütenreiche, extensiv genutzte Mähwiesen gehören heute zu den stark gefährdeten Lebensräumen.

Die Gründe für den Rückgang artenreicher magerer Mähwiesen sind vielfältig, aber zumeist in den veränderten Bewirtschaftungsweisen der letzten Jahrzehnte zu finden. Erhöhte Bewirtschaftungs-intensität, stärkerer Einsatz von Dünger und frühere, häufigere Mahdtermine führten zum Rückgang der Artenvielfalt und damit gut ausgeprägter Wiesen, vor allem der Magerwiesen.

Die Forschungsarbeit liefert eine erste landesweite Beschreibung und Typisierung der Pflanzengesellschaften des heimischen Graslands. Es wurden 413 eigene Vegetationsaufnahmen und 793 Aufnahmen anderer Autoren aus 25 unveröffentlichten Arbeiten der letzten 35 Jahre wissenschaftlich ausgewertet. Die Bedeutung des Graslandes für die Artenvielfalt und den Artenschutz lässt sich am hohen Anteil an gefährdeten Pflanzenarten ablesen. 20 Prozent der erhobenen Graslandarten stehen auf der Roten Liste der Gefäßpflanzen Luxemburgs. Von diesen 101 Rote-Liste-Arten ge-hören 21 Arten der Kategorie „vom Aussterben bedroht“ an und 34 Arten der Kategorie „stark gefährdet“ an. Insbesondere die mageren Mähwiesen sowie die Magerrasen weisen viele bedrohte Pflanzenarten auf und leisten somit einen erheblichen Beitrag zur Biodiversität unserer Landschaften. Sie sind zudem ausgesprochen arten- und blütenreich und bilden wunderschöne Blühaspekte. Der Erhalt der artenreichen Wiesen und vor allem des Magergraslandes sollte folglich oberste Priorität im Naturschutz genießen und aufgrund ihrer Schutzwürdigkeit langfristig gesichert werden.

Welche Instrumente stehen für den Erhalt der selten werdenden Graslandbestände zur Verfügung? Artenreiche magere Mähwiesen sind beispielsweise nur durch eine extensive Bewirtschaftung zu erhalten, konkret durch Verzicht auf Düngung und jährliche Mahd nach Mitte Juni. Einen entscheidenden Beitrag zum Schutz der artenreichen Mähwiesen leisten die Biodiversitätsprogramme, da sie über Bewirtschaftungsverträge eine solche extensive Nutzung ermöglichen. Dieser Ansatz sollte unbedingt weiter verfolgt und erweitert werden, um möglichst viele artenreiche Mähwiesen zu erhalten. In bestimmten Fällen kommt das Instrument der Unterschutzstellung zum Einsatz, sei es durch die Ausweisung als Naturschutzgebiete oder als gesetzlich geschützte Biotope.

Aufgrund des hohen Gefährdungsgrades und der hohen Schutz-würdigkeit sollten effektive und langfristige Maßnahmen zum Erhalt des artenreichen Graslandes möglichst bald umgesetzt werden.

Die Vegetationskundlerin Simone Schneider hat sich in den letzten Jahren intensiv mit der Vielfalt der Wiesen Luxemburgs beschäftigt. Die Beschreibung und Typisierung der Graslandgesellschaften war Teil ihrer Dissertation in Zusammenarbeit mit dem Naturhistorischen Museum. Christian Ries ist Leiter der Abteilung Ökologie am Naturmusée.
Christian Ries, Simone Schneider
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