d’Lëtzebuerger Land: Nach monatelanger Funkstille hat sich Ihre Gewerkschaft mit dem Bildungsministerium zusammengesetzt. Ist das Kriegsbeil begraben?
Patrick Arendt: Wir hatten es nie ausgegraben. Es ist Minister Claude Meisch, der uns nicht empfangen will. Mit den Beamten im Ministerium haben wir einen guten Kontakt. In den Arbeitstreffen sprechen wir Probleme an, die Treffen finden in guter Atmosphäre statt.
Das Ministerium ist im Kontext der Édiff-Proteste auf Sie zugegangen. Mitarbeiter der mobilen Ediff-Teams, die in der Regelschule behinderte Kinder betreuen, protestierten dagegen, dass sie künftig den Regionaldirektionen unterstellt sein sollen, statt der Éducation différenciée.
Im Vorfeld der Reform der Édiff wurden Zusagen gemacht, die nicht eingehalten wurden. Deshalb bin ich froh, dass das SEW dazu beigetragen hat, das Ministerium dazu zu bewegen, diese Entscheidung aufzuheben. Das bringt Ruhe, obschon das Vertrauen der Leute arg gestört ist.
Der Abgeordnetenkammer liegt ein Entwurf zur Reform der Édiff vor, der von Behindertenvereinen massiv kritisiert wird. In ihren Augen wird die Édiff eher ausgebaut, statt die Inklusion in die Regelschule voranzutreiben. Wo steht das SEW?
Ich meine, es gibt heute niemanden mehr, der nicht für Inklusion in die Regelschule ist. Aber so wie sie jetzt organisiert wird, ist es eine Inklusion zum Nulltarif. In den Grundschulen haben wir keine Mittel, diese Kinder adäquat zu betreuen. Das hilft weder ihnen noch ihren Eltern.
Der Minister hat 150 Speziallehrer versprochen, die sich um Kinder mit besonderen Bedürfnissen kümmern sollen.
Aber sie sind nicht da. In den meisten Klassen sind sie nicht angekommen. Es herrscht ein enormer Frust, weil sich Lehrer im Stich gelassen fühlen. Gleichzeitig gibt es mehr Kinder, die besondere Betreuung brauchen. Früher konnten Schulen und Gemeinden ihr Personal selbst einteilen, heute verhindert das Kontingent diese Flexibilität, weil in der Folge Lehrposten und Classes d’appui gestrichen und Klasseneffektive erhöht wurden.
Einer aktuellen Umfrage des SEW zufolge beklagen sich Lehrer über zu viel Bürokratie. Statt zu unterrichten, schreiben sie Berichte, vor allem der Schulentwicklungsplan (PDS) steht in der Kritik. Liest man die Umfrage allerdings genau, gaben mehr als 60 Prozent der rund 560 Befragten an, maximal eine Stunde im Monat für den PDS zu brauchen.
Ich weiß nicht, ob den Lehrern bewusst ist, wie viel Zeit sie wirklich in Schulentwicklungsplan und Bürokratie investieren. Wir stellen fest, die Zahl der Klassen wächst, bei denen Lehrer sich keinen Rat mehr wissen. Melden sie dies der Regionaldirektion mit der Bitte um Hilfe, verlangt diese zunächst einen Bericht. Der muss gelesen, in einer Kommission diskutiert und bewertet werden. Aus der Vielzahl von Anfragen muss dann ausgewählt werden, wer die begrenzte Hilfe bekommt. Am Ende kommt in die Klasse trotzdem keiner. Das frustriert.
Gemessen an der Enttäuschung, die Sie beschreiben, ist es recht ruhig. Auch Leserbriefe zur Bildungspolitik tauchen in den Zeitungsspalten weniger auf.
Ich fürchte, das ist Resignation. Dieser Minister hat es geschafft, dass die chaotischen Zustände nicht mehr nach außen dringen. Obwohl es sie gibt. Das mag daran liegen, dass verschiedene Direktionen Lehrern offenbar verbieten, ohne Rücksprache mit Journalisten zu sprechen. Wenn ich sehe, welcher Druck auf Mitarbeiter der Édiff gemacht wurde, dann sieht mir das nach Wahlvorbereitung aus: bloß keine schlechten Nachrichten.
Die Kommunikation des Ministers ist für das SEW schon länger Stein des Anstoßes. Dabei klang der Tonfall zu Beginn der Legislaturperiode noch freundlich.
Der Minister ist nicht bereit, mit uns sachlich zu diskutieren. Ich wurde im Kontext der Verhandlungen zum Accord in der Grundschule vom Ministerium angerufen, um dem SEW die Gesetzesvorlage vorzustellen. Da war sie soeben der Presse vorgestellt worden. Bei anderen Themen war es so, dass wir an Beratungen hätten teilnehmen können, wenn wir uns mit der fertig ausformulierten Vorlage im Vorfeld einverstanden erklärt hätten. So geht das aber nicht.
Angesichts der Spannungen, trauern Sie der von Ihnen ebenfalls heftig kritisierten Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres (LSAP) hinterher?
Es ist müßig, sich die Frage zu stellen. Mit anderen Ministern gibt es andere Konflikte. Klar ist, dass Minister Meisch versucht hat, die Gewerkschaften zu bekämpfen. Und unsere Arbeit zu diskreditieren. Damit beschädigt er das Bild der öffentlichen Schule.
Ist es wirklich das Image der öffentlichen Schule oder nicht eher das Ihrer Gewerkschaft? Sie haben Verhandlungen über weite Strecken blockiert, während das SNE einer Vereinbarung zugestimmt hat.
Ja. Aber ich fürchte, dass sie das bereuen und versuchen, nachzuverhandeln. Wir haben sehr viel intern und kontrovers diskutiert, kamen aber zum Schluss, dass wir das Angebot nicht hätten mittragen können. Wir sind nicht so naiv zu erwarten, dass ein Minister 100 Prozent unserer Forderungen übernimmt. Aber während die ehemalige Ministerin sich der Debatte stellte, duldet Herr Meisch keinen Widerspruch.
Die nationale Lehrerdelegation DNL hat sowohl bei der Sekundarschulreform von Delvaux, als auch beim Zukunftspak gemauert – und das kompromisslos.
Die DNL ist nicht das SEW. Auch wenn es in der Öffentlichkeit anders herüberkam, gab es intern heftige Diskussionen. Das SEW hat immer das Gespräch gesucht, aber vom Minister und seinen Beratern oft wochen- oder monatelang keine Antwort erhalten. Außerdem: Nur als Alibi zu dienen, damit der Minister sagen kann, er habe mit den Gewerkschaften gesprochen, ist nicht unsere Aufgabe.
Nach dem Streit um den Zukunftspak lag die Sekundarschullehrergewerkschaft Apess am Boden, aufgerieben zwischen einem radikalen Flügel und einem gemäßigten. Auch das SEW hat an Einfluss verloren.
Das ist eine Strategie, die sich die DP in England abgeguckt hat: Es geht darum, die Gewerkschaften kleinzuhalten. Der Minister hat viel Personal für die Kommunikation eingestellt. Da erscheinen Pressemitteilungen während die Pressekonferenz läuft. Da können wir nicht mithalten. Doch wir hatten in den vergangenen Monaten viele neue Mitgliederanfragen. So falsch können wir demnach nicht liegen. Mir scheint, dass Einfluss und Ansehen des SEW sich in der öffentlichen Debatte eher verstärkt haben.
Die Konfrontation begann unter Delvaux-Stehres mit der Reform der Sekundarschule. Als das Gesetz im Sommer 2017 verabschiedet wurde, war von Kritik kaum mehr etwas zu hören.
Das SEW hat versucht, den Ansatz der Schulautonomie weiterzudenken. Ich verstehe Autonomie als Freiheit der Schulen und Lehrer, sich zu organisieren. Dafür braucht es Lehrpersonal, über dessen Einsatz die Schulen frei verfügen können. So wie sie der Minister versteht, sollen Schulen vor allem ihre Profile schärfen. Das führt zwangsläufig zu mehr Konkurrenz unter Schulen, die für sich Reklame machen und passende Schüler für ihr Angebot suchen. Das ist eine gefährliche Entwicklung, denn eigentlich müssten alle Schulen dieselbe Qualität und die gleichen Bildungschancen bieten. Stattdessen versuchen immer mehr, sich mit Programmen und ausländischen Diplomen abzuheben. Dieser Trend wird sich noch verstärken, fürchte ich.
Auch die dreigliedrige Sekundarstufe hat das Versprechen der Chancengleichheit nicht eingelöst, im Gegenteil: Sie reproduziert die soziale Ungleichheit, immer mehr Schüler werden in diesem System abgehängt.
Das stimmt. Aber weil wir die Entwicklung von heute kritisieren, heißt das ja nicht, dass wir die Schule der 1990-er Jahre zurückwollen. Das SEW steht für die Gesamtschule. Die Schüler so lange wie möglich zusammen lernen zu lassen, könnte, meinen wir, soziale Unterschiede mildern. Statt immer mehr in Konkurrenz zu denken. Das stört mich fundamental. Wir führen diese Diskussion derzeit aber nicht, weil wir realistisch sein müssen. Die Gesamtschule hat im Moment keine Mehrheit.
Über die Unterrichtsqualität wird kaum diskutiert. Bildungsforscher betonen jedoch, dort, im Klassensaal, müsse angesetzt werden.
Seit der Ära Meisch wird nicht mehr über Pädagogik und den Unterricht gesprochen. Dabei fehlen uns weiterhin zentrale Antworten. Der Minister hat nur Strukturen reformiert, ohne positiven Einfluss auf die Qualität des Unterrichts, im Gegenteil.
Hauptstreitpunkt der Lyzeumsreform war der Sprachenunterricht. Sogar die DNL war der Meinung, hier liege ein wesentlicher Grund für schulischen Misserfolg. Sprache wird heute eher im Kontext von Forderungen nach mehr Luxemburgisch diskutiert.
Ja, und das ist ein Problem. Dass dieser Minister im Ausland Programme und Bildungsabschlüsse einkauft, ist eigentlich eine Bankrotterklärung unserer öffentlichen Schule. Das Ministerium scheint selbst nicht mehr über die Kompetenzen zu verfügen, hier Lösungen und Konzepte zu entwickeln. Und liefert die Schulen so zunehmend den Konzernen aus.
Im Streit um den Sprachenunterricht waren es Lehrer, die sich massiv gegen Änderungen sperrten. So gesehen, hat die Politik vielleicht vor dem Widerstand kapituliert und geht nun einen anderen Weg?
Als Grundschullehrer machen wir uns seit vielen Jahren Gedanken über einen Sprachenunterricht, der der Vielfalt der Schüler besser gerecht wird. Geblockt wurde vor allem in den klassischen Lyzeen. Ich habe deren Sorge vorm „Nivellement vers le bas“ irgendwann verstanden: Wir haben ein Riesenproblem mit Französisch. Laut Innenministerium beherrschen immer weniger Anwärter für den Staatsdienst ausreichend Französisch. Wir haben Absolventen mit Première, die den Sprachentest der Uni nicht bestehen. Da ist es nachvollziehbar, wenn Sprachlehrer davor warnen, das Niveau im Sprachenunterricht zu weit abzusenken. Gleichwohl wäre es meiner Meinung nach richtig, dessen Didaktik und Methoden gründlich zu überdenken.
Man bekommt den Eindruck, die Aversion, die Luxemburger früher heimlich gegen Französisch hegten, bricht sich neuerdings ungehemmt Bahn.
Das ist alarmierend. Ich bin deshalb froh, dass der Minister klargestellt hat, dass Französisch seine Wichtigkeit behält. In der Grundschule bekommen wir Anfragen von Eltern, denen die Französischanforderungen zu hoch erscheinen und die fordern, sie zu lockern. Aber Französisch ist wichtig für den Luxemburger Arbeitsmarkt. Richtig ist, dass unsere Unterrichtsmethoden nicht mehr greifen. Aber so leicht ist das Lernen von Französisch als Zweitsprache nicht, dass ein bisschen Französisch in Précoce und Spillschoul weiterhilft. Das Ministerium konnte bisher kein schlüssiges pädagogisches Projekt vorlegen.
Der Minister argumentiert, die diversen Sprachangebote richten sich an unterschiedliche Sprachprofile der Schüler, die etwa daheim Englisch sprechen.
In den Englischprogrammen der Sekundarschulen sitzen nicht nur Kinder englischsprachiger Eltern, sondern auch Kinder, die in hier zur Schule gehen und sich mit Französisch schwer tun. Das Niveau von Französisch in diesen Lehrplänen ist niedriger: Diese Schüler werden vielleicht in England eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, aber kaum in Luxemburg. Das ist gefährlich. Wir sollten sehr genau überlegen, was die Ziele der öffentlichen Schule sind und wie wir diese erreichen können. Selbst ich hätte heutzutage Schwierigkeiten, mich im Sekundarschulangebot zurechtzufinden. Stellen Sie sich mal vor, wie das für Eltern ist, die das Luxemburger Schulsystem nicht kennen. Wir riskieren, Enttäuschungen zu provozieren, wenn Leute merken, dass sie mit ihrem Diplom weniger anfangen können.
Lässt sich die Entwicklung überhaupt aufhalten?
Wir müssen zunächst den Trend zu Privatschulen und Spezialprogrammen bremsen. In den Grundschulen stellen wir fest, dass manche Eltern, deren Kind Lernschwierigkeiten hat, es anderswo anzumelden versuchen und, wenn das nichts bringt, dann in einer Privatschule unterzubringen. Zum englischen Privatschulmodell ist es da nicht mehr weit.
Sie zeichnen ein düsteres Bild der Luxemburger Bildungslandschaft.
Ich bin überzeugt: Es ist das Bild, das sich uns Lehrern landesweit tagtäglich bietet. Die Lücke zwischen dem offiziellen Diskurs und dem, was in unseren Klassen tatsächlich abläuft, öffnet sich immer weiter.
Das Ministerium begründet die Reformen damit, mehr Qualität zu wollen. Es ist offensichtlich, dass immer mehr Lehrer mit der Heterogenität in ihren Klassen nicht zurechtkommen. In der Vergangenheit war das SEW stets skeptisch gegenüber Expertise von außen.
Wir wehren uns gegen die Form, weil die meisten Fachkräfte weit weg vom eigentlichen Unterricht bleiben. Durch die vielen Hierarchien und die wachsende Bürokratie geht Wirksamkeit verloren. Professionalisierung bedeutet nicht, alles verschriftlichen zu müssen und sich stets nach allen Seiten abzusichern, bevor jemand handeln kann. Wenn am Ende Hilfe da, wo sie gebraucht wird, nicht ankommt, nützt das niemanden und führt nur zu Frust.
Was könnte Lehrern helfen?
Lehrer werden zunehmend zu Exekutierenden. Viele haben das Gefühl, nicht mehr wirklich mitreden zu können. Schulentwicklung, Förderung – darüber entscheiden Direktionen und Fachleute oder Gremien. Der einzelne Lehrer sagt sich: Mich fragt keiner. Wenn ich heute Lehreranwärter und junge Kollegen sehe, fehlt ihnen oft das nötige Selbstbewusstsein. Mein Eindruck ist, dass früher mehr ausprobiert wurde.
Über den Erfolg der Versuche lässt sich angesichts der Resultate bei Pisa und Épreuves standardisées streiten. Den Lehrern ist wegen der großen Herausforderungen kaum ein Vorwurf zu machen, aber mehr Professionalität und bessere Konzepte scheinen dringend geboten.
Ein Grundanliegen der öffentlichen Schule war immer Chancengleichheit. Ich frage mich zunehmend, ob dieser Konsens in unserer Leistungsgesellschaft noch besteht. Ich habe keine Zauberformel, aber eins ist sicher: Wir müssen uns dringend Gedanken machen. Das SEW sagt nicht, dass die Gesamtschule die Lösung ist. Uns macht Sorgen, dass kaum noch über Alternativen diskutiert wird. Noch schlimmer: Dass unter dem Vorwand, Kindern zu helfen, die soziale Ungerechtigkeit weiter verstärkt wird. Weil uns oft vorgeworfen wird, nur unsere Vorteile im Blick zu haben, sind wir an den OGBL herangetreten, um ihn für dieses Anliegen zu sensibilisieren und zu mobilisieren. Er vertritt die Menschen, die riskieren, in diesem Bildungssystem zu den Verlierern zu zählen.
Sind die Lehrergewerkschaften an diesem Image nicht selbst schuld?
Die Tatsache, dass wir die Interessen der Lehrer verteidigen, war immer ein Argument, unsere Arbeit zu diskreditieren. Manche unserer Mitglieder haben dagegen bemängelt, dass wir uns zu wenig für ihre Interessen einsetzen und dafür mehr Grundsatzfragen stellen. Eigentlich könnte uns die gegenwärtige Entwicklung egal sein, solange die Arbeitsbedingungen stimmen. Aber wir machen uns wirklich Sorgen. Deshalb haben wir mit dem OGBL einen Partner, der nicht im Verdacht steht, einseitig Lehrerinteressen zu vertreten.
Die Lehrernot ist inzwischen so groß, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis der Regelbetrieb kaum mehr reibungslos möglich sein wird. Eine Lösung kann dauern.
Das Prestige des Lehrerberufs sinkt, deshalb interessieren sich immer weniger dafür. Ich weiß, es klingt schräg, aber leider trägt die starke Feminisierung ebenfalls dazu bei, dass der Beruf abgewertet wird. Wenn Lehrer zudem das Gefühl bekommen, nur noch Anweisungen zu befolgen und selbst immer weniger Gestaltungsspielraum zu haben, sinkt die Attraktivität des Berufs weiter. Der dreijährige Stage trägt nicht zur Verbesserung des Images bei: Manche angehende Lehrer machen lieber gleich einen Master, mit dem sie sich auf besser bezahlte Stellen in Direktionen und Administrationen bewerben; ihr Knowhow fehlt dann im Unterricht. Das Ministerium hat die Entwicklung erkannt, dort beginnt man, sich ernsthaft Gedanken zu machen. Es ist höchste Zeit.
Bewegte Zeiten
Das Syndikat Erzéiung a Wëssenschaft (SEW) im OGBLdessen Mitgliederzahl laut SEW-Generalsekretariat „sicher im vierstelligen Bereich“ liegtist die kleinere Lehrergewerkschaft. Sie steht politisch eher linksauch wenn sie bei der Sekundarschulreform der damaligen LSAP-Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres zu ihren schärfsten Kritikern zählte. In den vergangenen Monaten war vom SEW weniger zu hörenunter anderem weil die Kommunikation zwischen dem liberalen Erziehungsminister Claude Meisch und der Gewerkschaft seit Monaten gestört ist.
Hintergrund sind Konfrontationen der Vergangenheitdie bis heute nachwirken. Die Konfrontation begann unter Delvaux. Gegen deren Lyzeumsreform hatten sich ApessFéduseSEW-OGBL und Lehrerdelegation DNL massiv gewehrt. Ihre überwiegend ablehnende Haltungnach Streik und monatelangen Neuverhandlungenfand in der Bevölkerung und in den Schulen wenig Verständnisein erneuter Aufruf zum Streik erreichte nicht das nötige Quorum. Als es um Kürzungen des Zukunftspak von Minister Meisch gingstanden die Gewerkschaftsreihen zunächst wieder geschlossenbis radikalere Kräfte der Lehrerdelegation plötzlich den Ton angaben. Die Sekundarschullehrergewerkschaft Apessdie Änderungen bei der Besetzung der Examenskommissionen schlussendlich zustimmteüberwarf sich deshalb: Präsident Daniel Reding wurde von Mitgliederndie ihm den Kompromiss übelnahmen und seinen Führungsstil kritisiertenaus dem Amt gejagt. Erst kürzlich wurde ein neuer Apess-Vorstand gewählt. Von der Lehrerplattform DNL ist seit Monaten nichts mehr zu hören.
Weil auch das SEW sich beim Zukunftspak und später beim dreijährigen Lehrer-Stage wenig kompromissbereit zeigte und vom Ministerium zudem fordertedie Reform des Beamtenstatuts der Vorgängerregierung zurückzunehmenwurde es in darauffolgenden Verhandlungen nicht mehr konsultiert. Die von Lehrern kritisierte Vereinbarung wurde vom mitgliederstärksten Syndicat national des enseignants (SNE) unterschriebendas im Gegenzug mehr Stellen für spezialisierte Lehrer gefordert hatte. Mit gravierenden Folgen: Denn dadurchund wegen anderer Strukturreformenfehlen diese Lehrkräfte im regulären Unterrichtder hausgemachte Brain-drain spitzt die Personalnot weiter zu. Dieser Trend werde sichfürchtet das SEWund die Daten scheinen ihm recht zu gebenkünftig verschärfen. ik