Swifties im Parlament

d'Lëtzebuerger Land du 10.01.2025

Die Peppa-Pig-Alben landen bei Pirat Sven Clement auf Platz eins seiner Spotify-Hitliste. Bei der DP-Abgeordnete Carole Hartmann ist es Aramsamsam von Helene Fischer. Beide liefern eine Erklärung mit: „Déi Kleng“ würden ihre Musikwünsche anmelden. Ansonsten wird es bei Clement klassisch – auf Peppa Pig folgt Georges Bizet. Klassisch wird es nur noch bei CSV-Kammerneuling Jeff Boonen, bei ihm rangiert Tschaikowski auf Platz eins. Der russische Komponist konkurriert bei Boonen allerdings kontrastreich mit der deutschen Rock-Band The Scorpions. Bei LSAP-Neophytin Claire Delcourt landen unter den meistgehörten Bands bekannte Namen: Imagine Dragons und Coldplay. Bei der Fraktionspräsidentin ihrer Partei, Taina Bofferding, läuft gerade Everything Now von Arcade Fire „rauf und runter“. Sowie auch eine New-Wave-Kompilation von Spotify, auf der Joy Division nicht fehlt.

Ein Spotify-loses Leben führt der DP-Abgeordnete Luc Emering. Und bei Pirat Marc Goergen taucht Céline Dion auf Platz eins seiner Top-Künstler auf. Insgesamt 1 120 Minuten hat er im Jahr 2023 Songs der Kanadierin gehört. Ist seine Céline-Dion-Begeisterung auf die Eröffnungszeremonie der Olympischen Sommerspiele im Juli in Paris zurückzuführen? Vor dem Eiffelturm sang sie das Lied Hymne à l’amour von Édith Piaf. Es war seit 2020 wieder der erste Auftritt von Dion, die 2022 mit dem Stiff-Person-Syndrom diagnostiziert wurde. Goergen verneint, er höre Dion „eigentlech zënter ëmmer“.

Der grüne Parteipräsident François Benoy veröffentlichte nach Neujahr seine Spotify-Top-5 auf Instagram – Taylor Swift ist seine Fünftplatzierte. Er sei „ee klenge Swiftie, awer net de mega Fan“. Er freue sich, dass sie sich während des US-Wahlkampfs für Feminismus, Demokratie und Toleranz ausgesprochen habe. Die Ober-Swiftie ist seine grüne Kollegin Djuna Bernard; bei ihr landet die 1,6 Milliarden Dollar schwere US-Popsängerin im Spotify-Ranking auf Platz eins. Sie komponiere, so die grüne Abgeordneten, „Songs mit starken Gefühlen für jede Lebenslage“. Mittlerweile sei sie zu einem Vorbild ihrer Generation geworden, da sie ein emanzipiertes Frauenbild vertrete. In der Chamber konnte eine weitere Swiftie identifiziert werden: Die CSV-Abgeordnete Stéphanie Weydert singt gerne mit, wenn Swift zu hören ist. „Ihr Repertoire reicht von Balladen bis zu peppigen Sounds“, unterstreicht die Bürgermeisterin von Rosport-Mompach. Außerdem steckten „déifgrënneg Stories“ in ihren Lyrics.

Musik spielt auch bei Wahlkampfveranstaltungen eine Rolle; wie Donald Trumps YMCA-Tanz unlängst veranschaulichte und den er unter seinen Anhängern zu einem Kult stilisieren wollte. Während eines CSV-Kongresses im Juli 2023 schallte es „Ch-ch-ch-ch-changes, turn and face the strange“, als der Spitzenkandidat Luc Frieden die Bühne betrat. Ausgewählt hatte den David-Bowie-Song die deutsche Kommunikationsagentur Guru. Neun Monate später wird Frieden auf einem CSV-Kongress beklatscht, während Coldplays Viva la Vida läuft: „Now the old king is dead, long live the king“. Währenddessen saß Jean-Claude Juncker in der ersten Reihe und schaute zu Frieden auf die Bühne hoch. Déi Lénk vertraute hingegen im Wahlkampf auf ihren Hausmusiker Serge Tonnar. Die Partei warb mit dem Musikvideo Mat Lénks, in dem die Kandidaten für die Nationalwahlen singen: „Lauschter d’Stëmm, du hues näischt ze verléieren.“ Zum Abschluss ihrer Kongresse stimmt die LSAP ihrerseits die Internationale an.

Stéphanie Majerus
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