Durchwachsen seien die Erfahrungen mit der Eltern-Mitbestimmung in den Schulen, meint die Fapel. Ihr Zwischenfazit:

Aller Anfang ist schwer

d'Lëtzebuerger Land du 26.04.2013

Welche Partner finden wir im Bereich Schule? Da sind zunächst die Kinder, die aufgrund der allgemeinen Schulpflicht keine andere Wahl haben, als die Schule zu besuchen. Den Lehrern fällt aufgrund ihrer Ausbildung die wichtige Aufgabe der Bildungsvermittlung zu, die Kinder verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in der Schule.

Und was haben Eltern mit der Schule zu tun? Eltern sind die ersten Erzieher ihrer Kinder und sollten genau wie die Lehrer ihre Verantwortung übernehmen. Lehrer und Eltern haben somit ein gemeinsames Ziel: den schulischen Erfolg der Kinder, der nur durch eine verantwortungsvolle Begleitung und durch den Aufbau von verlässlichen Beziehungen auf dem Weg des Erwachsenwerdens erreicht werden kann. Ein bestandener Schulabschluss ist die Grundlage für das Erlernen eines Berufes oder für weiterführende Studien.

Um das gemeinsame Ziel erreichen zu können, müssen beide Partner möglichst in die gleiche Richtung arbeiten, dafür ist ein ständiger Dialog in gegenseitigem Respekt unabdingbar. Das Bewusstsein dafür muss sowohl bei Lehrern als auch bei Eltern immer wieder geschärft werden. Vor allem Skepsis auf Lehrerseite oder (teilweise berechtigte) Angst auf Elternseite sind für konstruktive Gespräche ganz und gar nicht förderlich. Die Fapel bietet den Eltern seit einigen Jahren kostenlose Seminare an, um sie unter anderem für die Kommunikation mit den Lehrern zu stärken. Auf der anderen Seite ist auch eine Weiterbildung der Lehrer in diesem Sinne notwendig.

Die „Partnerschaftskultur“ an luxemburgischen Schulen ist noch längst nicht selbstverständlich, sondern muss weiter entwickelt werden. Eltern haben sich lange Jahre hindurch in den Elternvereinigungen zusammengeschlossen, um als Schulpartner anerkannt zu werden. Ob eine Zusammenarbeit möglich war oder nicht, hing vom guten Willen der Lehrerschaft oder der Direktionen ab. Als die Elternvertreter endlich eine gesetzliche Grundlage erhielten, wurde der Text so unglücklich gestaltet, dass neben den vorhandenen Elternvertretern in den Elternvereinigungen zusätzliche Elternvertreter gewählt wurden, die nun meist als „Einzelkämpfer“ ohne Struktur und Kontakt zur Basis auftreten, aber als alleinige Ansprechpartner seitens der Schule gelten. Nur im günstigsten Fall werden sie Mitglied der Elternvereinigung. Wir haben somit eine gefährliche Spaltung der Elternschaft geschaffen! Die Fapel setzt sich seitdem für eine Überarbeitung des Gesetzestextes ein, denn an einer Schule ist nur jeweils eine Elternvertretung sinnvoll, die sich aber eine Struktur (wie bei den bisherigen Elternvereinigungen) geben sollte, um zum einen finanziell unabhängig arbeiten zu können und zum anderen eine verantwortungsvolle Vertretung aller Eltern wahrzunehmen. Nur Gemeinsamkeit führt zum Ziel!

Durch die Änderung des Schulgesetzes von 2009 ist den Eltern ein größeres Mitsprache- und Mitwirkungsrecht in der Schule zugestanden worden. In der Praxis bedeutet dies einmal das Recht der Eltern auf individuelle Gespräche mit den Lehrern, die das eigene Kind betreffen. Zum anderen gibt es gewählte Elternvertreter, die sich für die Belange aller Kinder und deren Eltern einsetzen, in verschiedenen Bereichen in der Schule mithelfen, ihre Ideen mit einbringen und zu einem gesunden Schulklima beitragen möchten.

Die Erfahrungsberichte von verschiedenen Elternvertretern zeigen durchaus einen Unterschied darin, ob es sich um die Vertreter aus einer Grundschule oder um die Vertreter aus einer Sekundarschule handelt. Grundsätzlich gibt es Schwierigkeiten in den Schulen, für die die Zusammenarbeit mit den Eltern neu ist, beziehungsweise die (noch) nicht davon überzeugt sind, dass der Dialog wichtig ist und die nur aufgrund der gesetzlichen Vorgabe (widerwillig) reagieren müssen, aber eigentlich nichts ändern wollen. In den Schulen, in denen schon vor der gesetzlichen Regelung eine gewisse Zusammenarbeit oder ein reger Informationsaustausch mit Eltern stattgefunden hat, gibt es in der Regel viel weniger Probleme.

Dieses trifft häufiger auf die Sekundarschulen zu, da dort durch den Conseil d’Education (Zusammensetzung: Direktor, 4 Lehrervertreter, 2 Elternvertreter, 2 Schülervertreter) bereits eine legale Struktur vorhanden war. In der Praxis hängt es dann von der Direktion und dem Engagement der einzelnen Lehrer und Elternvertreter ab, wie intensiv die Zusammenarbeit stattfindet. Wir kennen Sekundarschulen, da unterstützt die Direktion die Elternvertreter und motiviert die Lehrerschaft zur Zusammenarbeit. Das macht die Arbeit für die Elternvertreter und deren Akzeptanz wesentlich einfacher. Wenn dann auf beiden Seiten ein gewisses Vertrauen aufgebaut worden ist (zum Beispiel durch gemeinsame erfolgreich verlaufene Projekte), dann steht einem weiteren Miteinander eigentlich nichts mehr im Wege.

Wir haben Rückmeldungen erhalten über sehr gute, gute und schlechte Beziehungen, was Austausch, Informationsfluss und Mitarbeit betrifft. So beteiligen sich die Elternvereinigungen beispielsweise an von Lehrern organisierten Manifestationen und Schulveranstaltungen, bei der Herausgabe einer Schülerzeitung, bei Musik- oder Theatervorstellungen der Schüler und Schülerinnen, an der Organisation von Konferenzen, bei der Finanzierung von Studienreisen, durch Mitarbeit in Arbeitsgruppen (Disziplin- oder Drogenprobleme oder ähnliches) und in den Kommissionen für Kantine und Sicherheit, die an jeder Sekundarschule eingerichtet sind. Im Conseil d’Education stimmen die Elternvertreter über das Schulbudget mit ab.

In etlichen Schulen müssen sich die Elternvertreter dagegen ihre Rechte regelrecht einfordern oder hartnäckig auf das Zustandekommen von Zusammenkünften mit Direktion und Lehrerschaft bestehen. In diesen Fällen fließen die Informationen auch nur spärlich.

Erfahrungen dieser Art haben leider viele Elternvertreter aus den Grundschulen gemacht. Dort wurde sogar versucht, die gesetzlich vorgeschriebene Anzahl von Zusammenkünften zwischen dem Comité d’école und den Elternvertretern zu umgehen, auch die Mitarbeit beim Erarbeiten des PRS (Plan réussite scolaire) war nicht erwünscht, obwohl auch dieses im Schulgesetz verankert ist. Es wurde seitens der Eltern auch bedauert, dass kein Austausch beziehungsweise Kennenlernen mit dem/der Schulinspektor/in möglich war.

Wenn man dann bei den wenigen stattgefundenen Gesprächen eine große Skepsis und Zurückhaltung bei den Lehrern spürt, man zwar eine Antwort auf gestellte Fragen erhält, aber ein richtiger Dialog nicht zustande kommt, dann stellen sich die Elternvertreter die berechtigte Frage, wie man in solchen Fällen Eltern überhaupt noch dazu motivieren kann, sich zu engagieren. Ein ehrlich geführter Dialog sollte den Eltern auch die noch viel zu oft vorhandene Angst nehmen, dass ihr Kind Benachteiligungen zu befürchten hat, wenn sie sich als Eltern in der Schule einbringen oder über Probleme diskutieren wollen.

Andere Beispiele aus Grundschulen haben auch einen durchaus guten Kontakt aufgezeigt. Hilfreich war dort die Tatsache, dass die dortigen Elternvertreter sich schon über einen längeren Zeitraum engagiert haben und dadurch dem Lehrpersonal bekannt waren. Manche Projekte konnten zusammen realisiert werden. Darüber hinaus haben alle Eltern die Möglichkeit geschätzt, individuelle Termine mit den Lehrern abmachen zu können, um diese kennenzulernen oder um aufgetauchte Probleme besprechen und lösen zu können. Auch der Austausch über die schulischen Leistungen ihrer Kinder war ihnen sehr wichtig. Es hat sich gezeigt, dass ein gesundes Schulklima die Entwicklung der Kinder positiv beeinflusst hat.

Wir wissen auch von Fällen, wo die Lehrer sich bemüht haben, mit den Eltern in Kontakt zu kommen, um Lern- oder Disziplin-Schwierigkeiten der Kinder zu besprechen und wenn möglich auszuräumen. Es zeigte sich aber ein großes Desinteresse seitens der Eltern bis hin zur Weigerung, überhaupt der Einladung Folge zu leisten. So kann eine Zusammenarbeit auch nicht erfolgreich sein, und die Leidtragenden sind natürlich die Kinder. Dazu hören wir immer öfter von Eltern, dass sie keine Zeit haben, um an Versammlungen teilzunehmen.

Das bestärkt uns als Fapel darin, noch mehr Aufklärungsarbeit über die Wichtigkeit des Dialoges und der Zusammenarbeit von Eltern und Lehrern zu leisten und beide Seiten zu motivieren, Skepsis und Misstrauen abzustellen, um in gegenseitigem Respekt zusammen für das Wohl der Kinder und deren schulischen Erfolg einzutreten. Der Faktor „Zeit“ dürfte dabei keine Rolle spielen, es lässt sich alles organisieren, wenn man den Partner ernst nimmt und wenn man das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Zusammenarbeit entwickelt hat. Auch im Rahmen der Orientation haben die Eltern bisher noch kein Mitspracherecht!

Die Fapel ist als nationaler Dachverband aller Elternvereinigungen gesetzlich anerkannt. Als unabhängige Struktur ist sie Partner der Basisvertretungen auf Schulebene und gleichzeitig auf nationaler Ebene Partner von Ministerien (Bildung, Gesundheit, Familie) und anderen übergeordneten Gremien. Ihre Mitglieder arbeiten alle unentgeltlich und in ihrer Freizeit neben Beruf und Familie. Da der Aufgabenbereich sehr umfangreich ist und wichtige Versammlungen in der Regel tagsüber stattfinden, ist die Organisation für berufstätige Eltern teilweise sehr schwierig. Daher setzen wir uns für eine Freistellung der Elternvertreter auf nationaler Ebene ein und hoffen auf eine entsprechende Umsetzung. Das böte mehr interessierten Eltern die Möglichkeit, ein Engagement anzunehmen. Und es gibt viele interessierte Eltern!

Die Autorin ist Präsidentin der Dachorganisation der Elternvereinigungen Fapel
Jutta Lux-Hennecke
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