City-Bus in Düdelingen

Im Takt für mehr Mobilität

d'Lëtzebuerger Land du 27.01.2000

Vor fünf Jahren stellten die Stadtväter von Düdelingen fest, dass etwa ein Drittel der lokalen Bevölkerung tagsüber nicht über ein eigenes Auto verfügt. Wie sollte die Mobilität der Düdelinger auch in Zukunft gewährleistet werden? Die anhaltende Entwick-lung der Stadt zieht den Bau neuer Viertel nach sich. Die Distanz dieser neuen Viertel zum Stadtkern beträgt mittlerweile drei Kilometer. Da die Zahl der in Düdelingen registrierten Autos jährlich um 200 Einheiten wächst, drängte sich die Schlussfolgerung auf, dass der öffentliche Personennahverkehr eine wichtige Rolle bei der Lösung der Mobilitätsprobleme einnehmen müsste.

Berücksichtigt werden musste ebenfalls, dass in Düdelingen schon ein öffentliches Transportangebot be-steht: zwei TICE-Linien und eine CFL-Trasse durchqueren die Stadt. Dieses Grundangebot war sicherlich ein Vorteil bei der Planung. Allerdings stellte es auch hohe Ansprüche an das neue Konzept, weil wir uns keine unausgegorenen Experimente leisten konnten.

Die Gemeinde Düdelingen ist Mitglied im Bussyndikat TICE. Dies brachte uns in Kontakt mit Herrn Brändli, der sich inzwischen einen guten Namen als Berater für den öffentlichen Transport in Luxemburg machen konnte. Er hatte neue Linienkonzepte für die hauptstädtischen Busbetriebe und den TICE vorgeschlagen. Beide Konzepte haben sich mittlerweile als erfolgreich erwiesen.

In einer ersten Phase wurde eine Prioritätenliste der Ziele vereinbart. Vorrangig war die Erreichbarkeit des Düdelinger Stadtzentrums. Rasch wurde klar, dass eine flächendeckende Erschließung des Stadtgebiets allein durch ein lokales Busnetz die Gemeindefinanzen arg strapazieren würde. Mit der nationalen Eisenbahngesellschaft wurde deshalb über eine Einbindung in bestehende Zugverbindungen diskutiert. Zwei zusätzliche Bahnhaltestellen sollten eingerichtet werden. Die CFL erklärten sich damit schließlich einverstanden; vor allem, weil sich so eine Möglichkeit ergab, das BTB-Projekt einem Praxistest zu unterziehen. In Rekordzeit - wie bei einem Privatunternehmen - wurden die beiden Haltestellen realisiert.

Am 30. Mai 1999 konnte das Düdelinger City-Bus a Bunn-Projekt anlaufen. Die beiden TICE-Linien waren durch die Entwicklung der Stadt inzwischen aus dem Markt gerutscht und wurden neu definiert. Eine weitere Linie wurde eingeführt, um vor allem die südlichen Stadtteile abzudecken. 28 neue Haltestellen entstanden auf dem Stadtgebiet. Die jährliche Kilometerleistung auf dem Gebiet der Stadt stieg um 110 000 km. Die Einführung einer klaren Taktfolge - der City-Bus verkehrt jede halbe Stunde - erleichtert den Kunden die Übersicht.

Auch die Tarifstruktur sollte die Attraktivität des neuen Systems erhöhen und den Umstieg auf den City-Bus fördern. Ein City-Pass wurde eingeführt und in Absprache mit dem Transportministerium der Preis für ein Tagesticket auf 40 Franken festgelegt. Ein Monatspass kostet 350 Franken. Das entspricht einer Halbierung der im öffentlichen Personennahverkehr sonst üblichen Tarife. Die Einnahmen kommen der Gemeindekasse zu Gute. Eventuelle Verluste für CFL und Staat werden gegenseitig verrechnet.

Betrieben wird das neue System vom TICE. Das war ein bewusster politischer Schritt. Wir haben uns in Düdelingen für einen im öffentlichen Transport bewährten Partner entschieden. Dass das TICE-Syndikat über eine moderne Busflotte mit Niederflurfahrzeugen und umweltfreundlichen Erdgasmotoren verfügt, hat unsere Wahl entscheidend beeinflusst. Die Wahl eines erfahrenen Partners war umso wichtiger, da die Erstellung des Fahrplans eine zweifellos komplexe Aufgabe ist. Die Kunden des Düdelinger City-Buss a Bunn interessiert in erster Linie, wie schnell sie von A nach B gelangen. Die Planer jedoch mussten drei Buslinien sowie eine Zugverbindung auf einen gemeinsamen Nenner bringen und zugleich dafür Sorge tragen, dass der Fahrplan für alle Kunden verständlich ist.

Die Entscheidung für das neue Verkehrsmittel fiel nicht über die Köpfe der Düdelinger hinweg. Die Gemeinde war sich von Beginn an der Tatsache bewusst, dass eine breit angelegte Information der Bevölkerung wesentlich zum Erfolg des Konzepts beitragen würde. Die Düdelinger bestimmen beim City-Bus a Bunn mit: Im Sinne einer direkten Bürgerbeteiligung wurde vom Gemeinderat ein Begleitkomitee eingesetzt, dem neben Repräsentanten aller im Gemeinderat vertretenen Parteien auch die anderen gesellschaftlichen Kräfte sowie ein Dutzend Bürgerinnen und Bürger angehören. Diese hatten sich nach öffentlicher Ausschreibung aus den verschiedenen Stadtteilen zur Mitarbeit bereit gemeldet.

Das Begleitkomitee trifft sich alle zwei Monate. Dabei wird der Fortgang des Projekts geprüft und gemeinsam mit Herrn Brändli und Vertretern des TICE Korrekturen und Verbesserungen vorgenommen. Darüber hinaus bestimmt das Begleitkomitee die Öffentlichkeitsarbeit. So erhalten alle Düdelinger Haushalte regelmäßig die zweisprachige City-Bus-News. Das Einsetzen des Begleitkomitees hat sich in den vergangenen acht Monaten vollauf bewährt.

Die Finanzierung des City-Bus a Bunn wird allein von der Stadt Düdelingen gewährleistet. Elf Millionen Franken werden dafür alljährlich im Gemeindebudget vorgesehen, was für eine Stadt wie Düdelingen ein nicht unerheblicher Aufwand ist. Aber er lohnt sich - auch wenn es für eine endgültige Aussage noch etwas zu früh ist, da wir erst nach zwei Betriebsjahren eine genauere Analyse machen möchten. Zwei Fahrgastzählungen wurden inzwischen durchgeführt, eine erste im Juli, noch vor den Sommerferien, die zweite im November. Von Juli bis November konnte ein Zuwachs der Fahrgastzahlen um nicht weniger als 31 Prozent festgestellt werden. Mittlerweile verbucht City-Bus a Bunn täglich 3 000 Ein- und Ausstiege innerhalb der Ortschaft.

Diese ersten Resultate sind Ansporn, um an einer weiteren Verbesserung des Angebots zu arbeiten. Meiner Meinung nach ist das Angebot auch weiterhin verbesserungsbedürftig, sowohl in der Linienführung als auch bei der Abdeckung des Stadtgebiets. Die Verkürzung der Taktfolge wird jedoch noch etwas auf sich warten lassen. Es wäre sicherlich wünschenswert, sie von 30 auf 15 Minuten zu verkürzen. Doch damit verdoppeln sich auch die Kosten von elf auf 22 Millionen Franken. Die Gemeinde ist aber davon überzeugt, dass das Düdelinger City-Bus a Bunn-Konzept bei der Diskussion um die viel zitierte nachhaltige Entwicklung eine wichtige Rolle spielen und noch einen bedeutenden Beitrag zur Steigerung der Lebensqualität der  Düdelinger leisten wird.

 

Marc Zanussi  ist Düdelinger Gemeindeschöffe

 

Marc Zanussi
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