Der Südbezirk ist die traditionelle Hochburg der LSAP, auch wenn sie dort seit 1999 von der CSV mit dem Juncker-Bonus überrundet wird. Wenn man den vom Tageblatt veröffentlichten Umfragen Glauben schenken kann, würden die Sozialisten allerdings dort ihr schlechtestes Wahlergebnis seit dem Zweiten Weltkrieg erzielen. Die Tragik bleibt, dass ihre Minister weit populärer sind als die Partei. Deshalb will die LSAP bei den nächsten Wahlen keine Experimente eingehen und maximal die Popularität ihrer Mandatsträger und ihre kommunalpolitische Stärke ausspielen, mit drei Ministern, Spitzendkandidat Jean Asselborn, Mars Di Bartolomeo und Lucien Lux, und sieben der derzeit acht Abgeordneten, Parteipräsident Alex Bodry, Claudia Dall’Agnol, Lydie Err, Lydia Mutsch, Roger Negri, Roland Schreiner und Vera Spautz. Nur der Abgeordnete John Castegnaro tritt nicht mehr an, um den es ruhig geworden war, seit sein Traum von einem Regierungsamt nicht in Erfüllung gegangen war. Hinzu kommen fünf Bürgermeister und vier Schöffen. Diese sicheren Werte führen auch dazu, dass die am 31. Januar in Steinfort endgültig verabschiedete Liste zu drei Vierteln aus Männern besteht. Nicht zum ersten Mal hat die Sozialistische Arbeiterpartei im Arbeiterbezirk keinen einzigen Arbeiter auf ihrer Liste. Schwach vertreten ist die sozialistische Problemgemeinde Differdingen mit einem einzigen Kandidaten, Gemeinderat Fred Bertinelli.
Dafür erneuerte die LSAP ihre Liste im Zentrum stärker, wo das Tageblatt ihr ebenfalls das schlechteste Nachkriegsergebnis androht. Neben den Ministern, Spitzenkandidat Jeannot Krecké und Mady Delvaux-Stehres, und den Abgeordneten Marc Angel, Fernand Diederich, Ben Fayot und Jean-Pierre Klein treten erstmals der Strassener und der Schüttringer Bürgermeister Gaston Greivelding und Claude Marson an. Es fehlt der Drittgewählte von 2004, Ex-Minister Robert Goebbels, der für die Europawahlen kandidieren soll. Die Tischtennisspielerin Peggy Regenwetter von 2004 wird 2009 durch die Tischtennisspielerin Carien Risch ausgetauscht, unterstützt vom Schwimmer Luc Decker. Die Rolle der bei allen Parteien obligat gewordenen RTL-Mitarbeiter übernimmt die für ihre esoterischen Gesundheitsmagazine bekannte Cécile Hemmen. Auch hier sind nur ein Viertel der Kandidaten Frauen.
Die Grünen sind seit dieser Woche die einzige Partei, die bereits ihre fünf Kandidatenlisten für den 7. Juni veröffentlicht hat. Spitzenkandidat im Nordbezirk ist der ganzseitig in Le Monde als Bürgermeister einer ökologischen Musterlgemeinde gefeierte Beckericher Abgeordete Camille Gira. Der Politiker ist für die Grünen, was Charles Goerens für die DP im Norden ist, und bekam 2004 jeder dritte grüne Stimme. Spitzenkandidatin ist die Ettelbrücker Gemeinderätin und ehemalige Parteisprecherin Marty Thull, die 2004 als Dritte gewählt worden war, hinter dem aktuellen Diekircher Schöffen Frank Thillen, der ebenfalls wieder kandidiert. Die Hälfte der Kandidaten arbeiten in sozialen und erzieherischen Berufen. Laut Meinungsumfragen können déi Gréng ihren Parlamentssitz im Nordbezirk verteidigen, ein zweiter Sitz bleibt aber in unerreichbarer Ferne.