Theater

Bien blasé !

d'Lëtzebuerger Land du 28.04.2017

Wie bringt man 200 Jahre alten Stoff zeitgemäß und ohne zu langweilen auf die Bühne? Sophie Langevin hat sich mit Il faut qu’une porte soit ouverte ou fermée an eine Erzählung des französischen Romantikers Alfred de Musset gewagt und bringt den zersetzenden Liebesdialog zwischen der Marquise und dem Grafen vordergründig peppig auf die Bühne des TNL. Die Marquise wird eines Tages im Winter die Tür ihres Hauses öffnen und ihr Nachbar, der Graf hineinspazieren. Mit kunstvoll hochtoupierten Haaren in einem opulenten barocken, glitzernden Kleid wird sich die Marquise auf das Canapé setzen und der Graf mit Zylinder, Frack und Spazierstock zu ihr. Die Kostüme (Anouk Schiltz) beeindrucken ebenso wie das phantasievolle Bühnenbild – ein lang gezogener Steg, der nach vorne ragt, ein Kunstkamin, am hinteren Ende des Stegs die Tür, die wehend auf- und zuschlägt. Auch die Rockmusik-Einlagen (Emre Sevendik) kontrastieren gut mit der barocken Kulisse. Der Rest ist Eitelkeit. Eine Stunde lang verlieren sich die beiden Schauspieler (Valérie Bodson und Valéry Plancke) in affektiertem Geplänkel, das in seiner aufgesetzten Künstlichkeit einfach nur nervt. Die beiden Figuren: zwei blasierte Gestalten, die sich an der Nase herumführen und einander viel vormachen. Illusionen werden aufgebaut und zerplatzen und man weiß irgendwann nicht mehr, was von den in den Raum geschmissenen Gefühlen wahr, was vorgespielt ist. – Eine Farce, die im Grunde wirken sollte, ist doch das Liebesspiel und der Schein in ihm so alt wie die Menschheit selbst. Doch die beiden Schauspieler schaffen es nicht, den Text leben zu lassen. Und so plätschert die affektierte Konversation in Il faut qu’une porte soit ouverte ou fermée eine Stunde lang vor sich hin, in der sich zunehmende Langeweile breitmacht. Er macht ihr Avancen, sie schmettert sie ab. Sie kokettiert, er macht einen Rückzieher. Alle Komplimente erweisen sich als aufgesetzt. Das ganze Sein ein gekünsteltes. So wird am Ende des eintönigen Theaterabends ein Satz in Erinnerung bleiben: « En vérité vous-êtes bien blasée, Marquise! »

Il faut qu’une porte soit ouverte ou fermée von Alfred de Musset; Regie: Sophie Langevin, Kostüme und Bühnenbild: Anouk Schitz, Musik: Emre Sevendik, Lichtgestaltung: Zeljko Sestak; Regieassistenz: Renelde Pierlot; mit: Valérie Bodson, Valéry Plancke und Emre Sevendik. weitere Aufführungen am 28. und 29. April um 20 Uhr, am 2. Mai um 20 Uhr und am 7. Mai um 17 Uhr im TNL; www.tnl.lu.

Anina Valle Thiele
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