Parcours durch die Münzsammlungen

Der wahre Schatz des MNHA

d'Lëtzebuerger Land du 22.01.2016

Nach der Neueröffnung des Wiltheim-Flügels und des Rundgangs „Schöne Künste“ hat das luxemburgische Nationalmuseum für Geschichte und Kunst (MNHA) nun seit kurzem auch einen neu gestalteten Parcours durch seine Münzsammlungen geschaffen. Gerade in den vergangenen Jahren haben große wie kleine internationale Museen ihre Sammlungen neu arrangiert, da sie es als Notwendigkeit empfunden haben, ihre Präsentation an ein zeitgenössisches, aufgeklärteres und anspruchsvolleres Publikum anzupassen. Auch die Ausstellung des Münzenkabinetts des MNHA lässt seinen ehemals etwas verstaubten Look hinter sich und bietet fortan einen lebhaften Blick auf die Geschichte der Währungen in Luxemburg.

Der Grundstein des Münzkabinetts wurde 1839 mit der Sammlung von antiken Münzen durch Lehrer am Athenäum gelegt. Bis heute hat sich diese Kollektion dank archäologischer Funde, Ankäufe und Schenkungen vergrößert (auf über 200 000 Exemplare) und beinhaltet unter anderem Medaillen, Orden und historische Dokumente wie Almanache, Grafiken, Werkzeuge zur Münzprägung und Modelle aus Gips respektive Bronze, die auch in der numismatischen Neupräsentation gezeigt werden. Der unter dem Titel „Histoire métallique“ („Münzbelustigungen“) angebotene Rundgang gliedert sich in thematische Sektionen: Funde und Schätze, Ikonografie der Münzen, Münzprägung und Währung, Geldhandel, Papierscheine, Medaillen, Orden und Siegel.

Den Auftakt bildet der goldene Siegel des Kaisers Sigismund von Luxembourg (nach 1433 hergestellt). Passend zum Thema ist Gold, neben Schwarz und Rot, eine der Hauptfarben, die die Neuinszenierung prägen und ihr einen einheitlichen Rahmen verleihen. Im ersten Teil wird der Betrachter zur Entdeckungsreise eingeladen: In kleinen Kästchen, die im Raum nach den geografischen Fundorten in Luxemburg positioniert sind, liegen die bei Ausgrabungen gefundenen Schätze. Im Jahr 1889 wurden so in Monnerich 41 zwischen 1102 und 1124 datierte Silbermünzen ausgegraben. In Bastendorf wurden 1991 rund 1 700 keltische und römische Münzen aus dem 1. Jahrhundert vor Christus entdeckt. Ergänzend zu den Fundenstellt das Museum die zwei Sammlungen von Constant De Muyser und Théodore-Ignace de la Fontaine aus, die das Münzkabinett im Laufe der Jahre angereichert haben. Die alten Plänen von De Muyser, Ingenieur bei der Société du chemin de fer Prince Henri, gingen 1941 an das Museum, 1957 folgten seine Münz- und Medaillensammlungen.

Auch im nächsten Raum des Parcours geht es spannend mit der Geschichte der Münzen in Luxemburg weiter. In verschiedenen Zeitspannen, die von 200 vor Christus bis zur Einführung des Euro 2002 reichen, wird erzählt, welche Motive die Münzen zierten, wo sie geprägt wurden und welche Währungen in Luxemburg in Umlauf waren. 1226 wurden erstmals in Luxemburg selbst, in der Grafschaft von Ermesinde, Münzen produziert. Johann der Blinde ließ knapp 100 Jahre später, 1325, die erste Goldmünze in Luxemburg herstellen. Besonders aufschlussreich sind auch die Exponate, die veranschaulichen, wie und unter welchen Bedingungen Münzen früher gegossen und geprägt wurden. Überreste von wabenförmigen Mulden aus der keltischen Zeit zeigen, dass die Matrize für die Herstellung von Münzrohlingen ursprünglich aus Tonerde war. Später wurde die Gussform ebenfalls aus Metall hergestellt.

Ein weiteres Kapitel der Ausstellung handelt vom Geldhandel und Beruf des Geldwechslers, die Geldwaagen und Almanachen nutzten, um ausländische Münzen im Umlauf zu identifizieren und deren Wert festzulegen. Höhepunkt des Raumes stellt ein Ölgemälde des flämischen Künstlers Marinus van Reymerswaele, Le Changeur, aus dem 16. Jahrhundert dar, auf dem ein Geldwechsler (oder Geldeintreiber) dargestellt ist. Auf der Rückseite der Stellwand, an der das Kunstwerk befestigt ist, werden die einzelnen Bildelemente und Symbole im Detail erklärt. Das grüne Tuch, das den gemalten Tisch ziert, erlaubt nicht nur die Münzen besser vom Untergrund zu differenzieren; Grün war auch die Farbe der Geldwechsler und Bankiers. Auch die Sektion, die dem Papiergeld gewidmet ist, erläutert die Wechselwirkung zwischen Geld und Kunst. So werden in diesen Zusammenhang zum Beispiel Skizzen des luxemburgischen Künstlers Auguste Trémont gezeigt. Die Tour endet mit einem Raum über die Geschichte und Rolle der Medaillen seit der Mitte des 15. Jahrhunderts und einem über Orden, Siegel und die Rolle von Büchern in der im 17. Jahrhundert aufkommenden Mode, Münzsammlungen anzulegen.

Insgesamt ist die Neupräsentierung als Exkurs in die monetäre Geschichte Luxemburgs reizvoll inszeniert und empfehlenswert. Sind die Objekt- und Bilderschilder der einzelnen Exponate nur auf Französisch verfasst, so wurden die etwas größeren Erläuterungstexte dreisprachig an den Wänden abgedruckt und spiegeln die heutige Welt- und Marktoffenheit Luxemburgs wider.

Der Rundgang Histoire métallique / Münzbelustigungen kann dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr und donnerstags bis 20 Uhr im Musée national d’histoire et d’art besichtigt werden; freier Eintritt (Sammlungsbereich); www.mnha.lu.
Florence Thurmes
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