DAP, CCP, Équipes curriculaires, CNFPC: In der Berufsausbildung wimmelt es nur so von Abkürzungen und Fachbegriffen, deren Übersetzung oft nicht einmal Experten direkt parat haben. Mit der 2008 verabschiedeten Reform der Berufsausbildung, die Ausrichtung und große Leitlinien der Berufsausbildungspolitik neu festlegt, wird das nicht einfacher. Zum, hoffentlich, besseren Verständnis hier die wichtigsten Fachwörter und Änderungen.
Für die Berufsausbildung sind sowohl die Schulen als auch die Betriebe verantwortlich, sie erfolgt als duale Ausbildung abwechselnd in Schule und Betrieb (Système d’alternance). Eine Ausbildung kann mittels Praktika (Contrat de stage) oder klassischem Lehrvertrag (Contrat d’apprentissage) geschehen.
Der Berufsunterricht soll zukünftig in kompetenzbasierten Lerneinheiten, also in Modularform, stattfinden. Ein Baustein (Unité capitalisable) besteht aus mehreren Modulen, die wiederum mehrere Kompetenzen vermitteln sollen. Damit hofft das Unterrichtsministe-rium, die Zahl der Schulabbrecher zu senken. Experten der Uni Sankt Gallen und des Bonner Bundesinstituts für Berufsbildung (Bibb) beraten das luxemburgische Ministerium und die aus Vertretern der Berufskammern und der Berufsschullehrer bestehenden Équipes curriculaires bei der Erstellung von Berufsprofilen und Lehrplänen.
Mit dem kompetenzorientierten Unterricht kommt eine neue Bewertung: Statt des 60-Punktesystems wird jedes Modul entlang der Kategorien bestanden, gut oder sehr gut bewertet. Wer durchfällt, kann das Modul nachholen. Anstelle einer Abschlussprüfung muss ein Schüler zwei Projets integrés anfertigen, eines in der Mitte der Ausbildung, eines am Ende, mit dem er nachweisen muss, dass er die in den Modulen erworbenen Kompetenzen in einer simulierten Fallsituation auch anwenden kann.
Die Orientierung nach der neunten Klasse bleibt vorläufig bestehen, das Orientierungsgutachten der Schule ist verbindlich. Die Berufskammern wollten im Rahmen der Reform die berufliche Orientierung neu geregelt haben, konnten sich aber nicht durchsetzen. Unterrichtsministerin Mady Delvaux-Stehres will noch in diesem Herbst eine nationale Strategie der Orientierung vorstellen.
Die Spezialisierung wird zurückgefahren, um die Absolventen einer Berufsausbildung nicht zu früh auf Einsatzbereiche festzulegen.
Der CCP (Certificat de capacité professionnelle) ersetzt die Basisausbildungen CITP (Certificat d‘initiation technique et professionnelle) und das CCM (Certificat de capacité manuelle). Die dreijährige Ausbildung wendet sich an schwache Schüler und soll neben praktischen Kenntnissen vor allem soziale Kompetenzen vermitteln. Das Ministe-rium zählt den CCP zur beruflichen Ausbildung, für das Schule und Betriebe verantwortlich sind. Die Betriebe freut das nicht: Die Klientel sei zu schwierig, um einen Beruf zu erlernen, zudem seien schon die vorigen Abschlüsse CCM und CITP auf dem Arbeitsmarkt kaum nachgefragt worden.
Der DAP (Diplôme d’aptitude professionnelle) ersetzt den CATP, dauert drei Jahre und kann entweder mit Praktikantenvertrag (insgesamt mindestens 12 Monate Praktikum) oder mit regulärem Lehrvertrag erlangt werden. Wer an den DAP seinen Meister oder ein Studium anschließen will, kann dies tun, sofern er oder sie die entsprechenden Module absolviert hat. Der Techniker-Abschluss wird in die berufliche Ausbildung integriert.
Das lebenslange Lernen wird zum Leitmotiv. Der modulare Aufbau der Berufsausbildung soll es Auszubildenden erlauben, Module, die er oder sie nicht bestanden hat, zu wiederholen, beziehungsweise weitere anzuschließen. Die Ausbildung soll dadurch durchlässiger nach oben werden. Vorhandene praktische Erfahrungen in einem Berufsfeld können via validation des acquis anerkannt werden. Weitere Infos unter http://www.men.public.lu/sys_edu/form_vie/vae/index.html
Das 1996 durch einen Ministerialerlass ins Leben gerufene Partena-riat wird vertieft. Zuständig für Inhalt, Analyse und Bereitstellung der Berufsausbildung sind demnach der Staat und die Arbeitgeber- sowie die Arbeitnehmerverbände. Schulen, Lehrer und Eltern werden in einem zweiten Schritt, bei der Planung, Erprobung und Umsetzung, eingebunden.
Im Centre national de la formation professionnelle continue (CNFPC) können Schüler mit Lernschwierigkeiten in berufsvorbereitenden neunmonatigen Orientierungskursen (Coip-Klassen, Cours d’initiation et d’orientation professionnelles) einen Beruf in Handwerk oder Industrie kennen lernen. Das Zentrum arbeitet eng mit der Jugendberufshilfe, der Action locale pour jeunes, zusammen. Außerdem bietet es berufliche Weiterbildungen und Umschulungen in Abendkursen für Erwachsene an (www.cnfpc.lu). Wer beim Arbeitsamt (Adem) arbeitslos gemeldet ist, keine Ausbildung hat und Arbeit sucht, dem bleiben als letzte Chance die Eingliederungshilfen wie der Contrat appui-emploi (CAE) und der Contrat d’initiation-emploi (CIE). (S. 13)