Woche des Geldes an den Schulen

Beim Taschengeld fängt es an

d'Lëtzebuerger Land du 27.11.2015

Schon kleine Kinder erhalten von ihren Eltern ein Taschengeld. Während die eine den Sparfuchs gibt und das Geld in der Spardose steckt oder aufs Konto trägt, um für eine größere Investition zu sparen, gibt der andere es mit vollen Händen aus, für Süßigkeiten, Videospiele oder was auch immer. Verlockungen gibt es in der Konsumgesellschaft viele, umso wichtiger ist es, Kinder schon früh zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Geld zu erziehen. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn viele Eltern haben keine Zeit oder vielleicht auch nicht die nötige Kompetenz, um ihren Kindern beizubringen, wie man am besten mit Geld umgeht, Risiken wie Verschuldung oder Verluste vermeidet. Die Privatverschuldung in Luxemburg betrug laut OECD im Jahr 2013 über 132 Prozent des verfügbaren Bruttoeinkommens.

Mangelnde Kenntnisse über wirtschaftliche und finanzielle Zusammenhänge können windige Geschäftemacher ausnutzen. Tatsächlich hat die Werbung die kleinen Konsumenten längst entdeckt. Damit nicht aus jungen konsumfreudigen Kindern und Jugendlichen eine Generation von Schuldnern oder finanzbezogener Analphabeten heranwächst, um die komplexen Zusammenhänge zwischen Geld, Verschuldung von Privatpersonen aber auch von ganzen Staaten zu erklären, wäre eine Éducation financière eigentlich unerlässlich.

„Ideal wäre es, wenn das Thema transversal, in ganz unterschiedlichen Fächern und Kontexten aufgegriffen würde“, sagt Jos Bertemes, Mathematiklehrer und bis Ende Dezember Direktor des Service de coordination de la recherche et de l’innovation pédagogiques et technologiques. Bisher steht die Gelderziehung bei Luxemburger Schulen nicht im Lehrplan und bleibt, wenn überhaupt, meistens den Klassen im Secondaire vorbehalten. Um das zu ändern, engagiert sich der Bankenverband ABBL, gemeinsam mit dem Erziehungsministerium und den Schulen eine professionelle Gelderziehung auf die Beine zustellen, die schon in der Grundschule ansetzt.

Im März dieses Jahres fand die Woch vun de Suen das erste Mal statt. Ziel war es, Schülern aller Jahrgangsklassen in dieser Woche mit Hilfe von pädagogisch geschulten Experten die Welt des Euros und der Finanzen allgemein etwas näherzubringen. In Luxemburg arbeiten die Initiatoren erst seit Kurzem an der Idee. Dabei inspirieren sich die Macher der ABBL an Projekten, wie sie in Deutschland, in der Schweiz und anderen Ländern schon seit einigen Jahren laufen.

25 Luxemburger Grund- und Sekundarschulen mit 43 Klassen hatten mitgemacht, haben über Geld diskutiert, Videos gedreht, Lieder gesungen. Ein Ergebnis, das Mut macht. „Jede Schule kann mitmachen, die Initiative beruht auf Freiwilligkeit“, betont Philipp von Restorff, Sprecher und PR-Spezialist der ABBL. Im Gegenzug dazu, dass die Schulen ihre Türen für die Finanzexperten öffnen, engagieren sich diese, in der Schule keine Werbung zu machen. Deshalb müssen Banker, die in den Klassen über Kontoführung, Geldkreisläufe, Zinsen und anderes mehr sprechen, einen Ethikkodex unterschreiben. Die Befürchtung, die Banken und Sparkassen könnten die offenen Klassensäle nutzen, um dort auf Kundenfang zu gehen, hört man immer wieder und ist der Hauptgrund, warum Lehrer zögern, wenn es heißt, mit den Banken gemeinsam einen Unterricht zu planen. Zudem haben die so genannten Finanzexperten im Zuge der Bankenkrise, wegen Zinsskandal und anderer Fehltritte in der Bevölkerung nicht unbedingt an Vertrauen gewonnen.

Doch die ABBL-Verantwortlichen beteuern: Es gehe darum, ein Grundwissen über Geld und zu Finanzkompetenz zu vermitteln, gerade um auch Krisen besser nachvollziehen zu können. In Luxemburg fehlen Daten, aber einer Studie des deutschen Bankenverbandes zufolge, für die Jugendliche im Alter von 14 bis 25 Jahren Fragen zu Wirtschafts- und Finanzthemen beantworten sollten, verfügten nur 15 Prozent über ein gutes oder sehr gutes Finanzwissen. Nur etwa 27 Prozent der Befragten konnten die Aufgaben der Europäischen Zentralbank benennen.

In der Luxemburger Woch vun de Suen sollen Kinder diese und andere Wissenslücken schließen können. Sie erfahren, was Geld ist, was Sparen und Rendite bedeuten, aber auch was Aktien, Schuldenkrise und Europäische Bankenaufsicht sind. Der Unterrichtsstoff soll jedes Mal altersgerecht aufbereitet werden,

Weil es auch bei vielen Lehrern zum Teil an tiefergehendem Finanzwissen fehlt, andererseits aber auch an der Zeit, den zusätzlichen Lehrstoff in ihrer knapp bemessen Unterricht unterzubringen, hat die ABBL eine Plattform und eine Facebook-Seite ins Leben gerufen. Unter www.suen.lu erhalten Lehrer und andere Interessierte Materialien und Hintergrundinforma-tionen zur Éducation financière, auch über die Woch vun de Suen hinaus. Auf www.myfinancecoach.org gibt es Tipps, Quiz und Informationen, wie sich ein solcher Unterricht anregend gestalten ließe, Weiterbildungen und vieles mehr. Auch im nächsten Jahr soll die Woch vun de Suen stattfinden.

Ines Kurschat
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