Inflation

Anhaltende Preissteigerung

d'Lëtzebuerger Land du 28.12.2000

Das herausragende wirtschaftliche Phänomen des ausklingenden Jahres hier zu Lande ist sonder Zweifel die seit Jahresanfang deutlich angestiegene und anhaltend hohe Inflation. Die im europäischen Vergleich (Durchschnitt von 2,9 Prozent im November im Euro-Raum) überdurchschnittlich hohe Preissteigerung hängt offensichtlich, genau wie in Irland, mit dem außergewöhnlich dynamischen Wirtschaftswachstum zusammen. Das BIP soll nach letzten Statec-Schätzungen für das Jahr 2000 deutlich über acht Prozent zunehmen.

Der Statec hat vor kurzem die Inflationsdaten für November veröffentlicht, die keinerlei Beruhigung an der Preisfront erkennen lassen. Gemäß der nationalen Bemessungsgrundlage IPCN ist ein Anstieg von 0,29 Prozent von einem Monat zum anderen zu verzeichnen, leicht unter der Steigerungsrate von 0,32 im Oktober. Auf zwölf Monate berechnet, belief sich die Inflationsrate im November damit auf 3,65 Prozent gegenüber November 1999. Deutlich zugelegt haben mit 73 Prozent die Preise für flüssige Brennstoffe, mit 19 Prozent die Preise für Erdölprodukte und mit 12 Prozent die Preise für Gesundheitsleistungen.

Während sieben von elf Monaten lag die Steigerungsrate merklich über drei Prozent. Nur in den Monaten Februar, März, April und Mai war eine Verlangsamung zu verzeichnen. Das Anheizen der Preise ist folglich seit Jahresanfang unverkennbar. In den Jahren vorher lag die durchschnittliche jährliche Inflationsrate lediglich bei einem Prozent. 

Das IPCN misst die „dépense de consommation finale effectuée sur le territoire national par les seuls ménages résidants". Im Gegensatz dazu erfasst der harmonisierte europäische Index IPCH die „consommation finale totale sur le territoire national", d.h. neben den Konsumausgaben der einheimischen Haushalte auch die Ausgaben der nicht ortsansässigen Konsumenten. 

Der IPCH nahm im November um 0,30 Prozent zu und liegt im Jahresdurchschnitt gegenüber der Vergleichsperiode im Vorjahr  bei 4,46 Prozent, gegenüber 4,23 im Oktober. Er erreichte damit seinen bisherigen Höchststand. Zu Buche schlagen auch hier vor allem die Erdölprodukte mit 19,4 Prozent.

Die Aussichten für eine Beruhigung an der Preisfront sind nicht sehr günstig. Die Europäische Zentralbank geht in ihren soeben veröffentlichten makroökonomischen Projektionen davon aus, dass sich in den kommenden Jahren ein hartnäckig hohes Infaltionsniveau halten wird, gekoppelt mit einem anhaltend starken Wirtschaftswachstum. Die Inflation soll erst ab 2002 allmählich abflachen. In anderen Worten: Das von der EZB angepeilte Ziel der Preisstabilität (mittelfristiger Konsumpreisanstieg zwischen null und zwei Prozent) wird so bald nicht erreicht.

Die EZB sieht in dem Inflationsgefälle in der Euro-Zone keinen Anlass zur Besorgnis. In ihrem Monatsbericht Dezember räumt sie eine gewisse Ohnmacht ein. Ihre Geldpolitik könne die Infationsdifferenz nicht beeinflussen, da sie auf die Preisstabilität in der gesamten Zone ausgerichtet sei.

 

Mario Hirsch
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