CD Rock'n'Roll deluxe der Convertibles

So richtig schön altmodisch

d'Lëtzebuerger Land du 02.06.2005

Die Convertibles haben sich hierzulande durchgesetzt. Nein, gemeint sind nicht die Fashion-Notebooks mit ihrem drehbarem Display, für die Bill Gates seine Werbetrommel rührt, sondern die gleichnamige luxemburgische Band, die mit ihren old-fashioned Songs und einer großen Portion Klischees und Nostalgie die flotten 50-er und 60-er Jahre herbei beschwört. Als vitale Cover-Band haben sich die Jungs in den letzten vier Jahren mit Nummern von Elvis Presley, Chuck Berry, Little Richard, Eddie Cochrane oder Charlie Perkins einen Namen gemacht – der Sänger Ralf Alvisse Haas, der seinen zweiten Namen nur zu gern in Alvis umgekürzt hat, der Gitarrist Mulles Scholtes, Dan Weyler alias Elekrodan auf der Gitarre und am Bass, Arsène Salvestrin am Kontrabass und der Drummer Guy Krier. Nun haben sie die fetzigen Rock’n’Roll-Klassiker mit ins Studio genommen und 21 Songs und Balladen auf eine grell pinke Scheibe gebrannt. Darunter sind auch zwei schmissige Eigenkompositionen: Bad Cat und Cripple Rock, die beide schon in Andy Bauschs La Revanche zu hören waren. Nein! Wirklich nicht! Mit sterilen Notebooks hat der wenig pauschale Rockabilly der Convertibles, in den hier und da ein samtiger Bluessound, ein richtig alberner Countryflair, sogar vereinzelt bedächtige Gospelelemente und natürlich reichlich Pop einfließen, nichts am Hut. Gleich für das erste Stück rollt Ralf alias Alvis mit dem scheppernden Moped auf der Retrovelle an. Dazu zaghaftes Fahrradklingeln: „Hello Baby, this is big Ralf speaking…, oh, Baby, you know what I like.“ Für das zweideutig hallende Lachen könnte man sich heutzutage einen Prozess wegen sexueller Belästigung einheimsen. Aber die Convertibles haben die 50-er und 60-er Jahre ausgebuddelt und den Nummern von damals neues Leben eingehaucht. Ja, neues Leben, denn ihre Musik ist alles andere als das banale Imitieren, das wir vom Elvis-Contest im Bierzelt kennen. Ralf Haas hat zu einem ganz eigentümlichen Stil und einer individuellen Stimmfarbe gefunden, und seine Jungs, die, wie der Band-Leader selbst, das Alter des blutjungen Elvis längst überschritten haben, rocken und drummen mit, lassen die Basssaiten knurren und die Gitarre brillant federn, als kenne der rebellische Leichtsinn keine Grenzen. Rock’n’Roll delux heißt das Album. Als Elvis den ersten Song der Scheibe, den Dauerbrenner Little Sister, als Single herausbrachte, lernte Bill Gates gerade mal das Einmaleins: „Little sister, don’t you kiss me once or twice, and say it’s very nice and then you run? Little sister, don’t you do, what your big sister’s done?“ Dann macht Alvis für eine knappe halbe Minute einen Exkurs in die Mittdreißigerjahre und stimmt, sonor vor sich hin orgelnd, George Gershwins Porgy and Bess an: „Summertime and the livin’ is easy / fish are jumpin’ and the cotton is high. / Oh, your daddy is rich and your ma’ is good looking / so hush little baby don’t you cry.“ Für die weinende Schöne hat Ralf sofort einen kessen Rock’n’Roll parat. Die in guter Sound-Qualität aufgenommenen Songs und Balladen sind in der Tat „delux(e)“: Energie geladen und mitreißend, rhythmisch und gefühlvoll, so richtig schön altmodisch und trotzdem originell: ein Must die Party, eine schwungvolle Begleitung im Cabrio, ein Langeweiletöter beim Abspülen oder einfach so. Dann überkommt einen die Melancholie, alle die Großen, die hier zum Leben erweckt werden, nicht miterlebt zu haben.

Das Album Rock’n’Roll delux kann auf der Website www.convertibles.lu bestellt werden, ist aber auch an folgenden Verkaufsstellen erhältlich: Télé-Disc in Luxemburg, Discosol in Diekirch und Scala in Esch/Alzette.  Live kann man die Band am 22. Juni um 20 Uhr beim Vorabendkonzert des Nationalfeiertags auf dem Knuedler hören, am 28.Juni, ebenfalls um 20 Uhr auf der Place Guillaume, bei der europäischen Veranstaltung L’Europe au bout de la langue. Am 16. Juli treten The Convertibles beim Jazz’n’Blues-Rallye in Luxembourg und am 5. August um 20 Uhr auf dem Kiosk in Clerf auf.

 

 

Marc Fiedler
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