Link, André: Kleines Kuriositätenbuch

Zur Verbesserung des Nationalcharakters

d'Lëtzebuerger Land du 01.11.2001

Jos. Tockert hat es versucht, und Batty Weber hat es versucht, die Revue versucht es immer wieder und Georges E. Muller gleich mehrsprachig. Und vor ihnen schon die Wäschfra und das Grasméckelidd. Kein Wunder, dass sich André Links Kleines Luxemburger Kuriositätenbuch ein wenig liest, als ob es 1901 und nicht 2001 gedruckt worden wäre.

Link, der bisher vor allem durch gestelzte Theaterkritiken im Luxemburger Wort aufgefallen ist, gibt in 15 kurzen, von Carlo Schneider (RTL-Presserevue) illustrierten Kapiteln sein Pfefferkorn zu Geschichte und Kunstbetrieb, Nationalelf, Autos, Dynastie, Denkmalschutz und berühmten Landsleuten hinzu. Eben alles, was ihm schon seit langem oben zu liegen schien.

Dabei versucht Link, durchweg humorvoll zu bleiben, und ab und zu gelingt es ihm sogar. Aber wenn es um Menschheitsfragen wie Baustellen oder Fremdsprachenkenntnisse geht, sinkt das Ganze rasch auf besserwisserisches Leserbriefniveau herab.

Das Buch wirkt altmodisch, weil die literarische Form und der Diskurs seit über 100 Jahren dieselben geblieben sind: der Autor geht davon aus, dass es etwas wie einen Nationalcharakter gibt. Mit dem Mittel der Ironie beschreibt er den luxemburgischen dann auch noch als verbesserungswürdig.

Augenzwinkernd wird "der Luxemburger", ein männlicher Mittelschichtler mittleren Alters wie der Autor, am Beispiel bald origineller Alltagsbeobachtungen, bald verstaubter Vorurteile als nicht beschränkt, nicht missgünstig, nicht angeberisch und nicht halbgebildet vorgeführt. 

Der Leser versteht, dass das Gegenteil gemeint ist und wie unvollkommen die Mitmenschen sind. Und der Autor erscheint als weltoffen, bescheiden und gebildet.

 

André Link: Kleines Luxemburger Kuriositätenbuch. Éditions Saint-Paul, Luxemburg 2001, 114 S., 720 Fr.

 

 

 

Romain Hilgert
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