Luemburg und der Militäreinsatz in Mali

Bevorzugtes Zielland

d'Lëtzebuerger Land du 25.01.2013

Am Montag gewann Armeeminister Jean-Marie Halsdorf (CSV) den für diesen Fall so treffend zusammengesetzten parlamentarischen Ausschuss für Außen- und Europapolitik, Verteidigung, Entwicklungshilfe und Einwanderung dafür, ab Mitte nächsten Monats Soldaten nach Mali zu schicken, wo Frankreich etwa zum 60. Mal seit dem Ende der Kolonialzeit den Gendarmen in Afrika markiert. Bis Ende nächsten Jahres sollen sich alle paar Monate ein bis zwei Offiziere oder Unteroffiziere ablösen, um an der Ausbildung der malischen Armee teilzunehmen, welche zusammen mit anderen afrikanischen Truppen die französischen ablösen sollen. Dass dies sehr lange dauern kann, zeigt das Beispiel Afghanistans.
Die auch dank internationaler Strukturanpassungsprogramme weitgehend mittellose malische Armee hatte vor einem Jahr gemeutert und dann geputscht, weil sie sich nicht als wehrloses Kanonenfutter an die Front schicken lassen wollte. Ob sie mit Hilfe Luxemburger Sprengmeeschter oder anderer Fachkräfte wehrtüchtig wird, ist nicht sicher. Aber die bereits Ende vergangenen Jahres verhandelte Teilnahme an der europäischen EUTM-Mission soll vor allem der Wehrtüchtigkeit der Luxemburger Diplomatie zugute kommen, die ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen dadurch zu verteidigen versucht, dass sie ihren Mikrostaat als verantwortungsbewussten und gleichberechtigten Angehörigen der Völkergemeinschaft darstellt.
Aus diesem Grund ruft Außenminister Jean Asselborn (LSAP) überall mit der Stimme eines frisch gekürten Mitglieds des UN-Weltsicherheitsrats zur Unterstützung Frankreichs auf in einem „Kampf in der Sahelzone, die so groß ist wie ganz Europa, für das Leben und für die Menschlichkeit und gegen Extremismus und Terrorismus“. Ähnlich leidenschaftlich hatte der einstige Gegner der US-Intervention in Irak schon für die französische Intervention in Libyen geworben.
Zwar sind in diesem neusten humanitären Krieg und Feldzug gegen den Terrorismus die Absichten Frankreichs noch nicht ganz klar, da es zuerst den Vormarsch der Rebellen in den Süden Malis aufhalten wollte und nun den Norden zurückerobern und besetzen will – was immer das in der Sahara heißt. Aber die ehemalige Kolonialmacht, die ihren Einfluss in Westafrika nicht nur gegen lokale Gotteskrieger, sondern auch gegen amerikanische und chinesische Geschäftsleute verteidigt, ist für jede Unterstützung dankbar. Denn die meisten EU- und Nato-Partner wollen nicht einsehen, wieso sie Soldaten oder Geld für die Verteidigung der französischen Einflusszone Françafrique bereitstellen sollen.
Zudem pflegt Luxemburg spätestens seit 1999 bilaterale Beziehungen zu Mali, als es den Staat, der rund 500 mal größer ist als das Großherzogtum, zu einem bevorzugten Zielland seiner Entwicklungshilfe machte. Schon im Januar 2001 besuchte Großherzogin Maria Teresa den damaligen malischen Präsident Alpha Oumar Konaré in Bamako. Während einer seiner sehr seltenen Afrikareisen sah sich sogar Premier Jean-Claude Juncker (CSV) im Januar 2006 Timbuktu an, wo Luxemburg die Konservierung der dort gehüteten alten arabischen Handschriften bezuschusste. Und während eines der nicht weniger seltenen afrikanischen Staatsbesuche in Luxemburg ließ sich der malische Präsident Amadou Toumani Touré im November 2005 die Corniche zeigen. Er wurde auch hierzulande als Vorbild eines afrikanischen Demokraten gefeiert. Obwohl er lieber am Schmuggel im Landesnorden mitverdiente, als die Benachteiligung der Tuareg aufzuheben, was, zusammen mit den aus dem libyschen Bürgerkrieg übrig gebliebenen Kriegern und Waffen, zur derzeitigen Krise in Mali beitrug.

Romain Hilgert
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