Interview mit Energieminister Jeannot Krecké (LSAP)

"Jetzt herrscht der nötige Ernst"

d'Lëtzebuerger Land du 01.03.2007

d’Land: Ist es vorstellbar, dass bei uns normale Glühlampen verboten werden wie in Australien??

Jeannot Krecké: Verbote sind wahrscheinlich nicht der richtige Weg. Wir müssen die Leute mit Informationskampagnen überzeugen. Es muss ein Reflex werden, Energie zu sparen, denn Einsparungensind eine unserer wenigen Energiequellen. Aber man kann die Feststellung, es werde nicht genug gespart, den Leuten noch nicht zum Vorwurf machen. Man muss sie erst einmal informieren und sensibilisieren.

Wo klappt die Kommunikation noch nicht? Wir haben in manchen Gemeinden Energieberatungsdienste, die Agence de l’énergie soll landesweit informieren und sensibilisieren, mit der Industrie wurde eine freiwillige Vereinbarung abgeschlossen.Wir lassen diese Frage zurzeit studieren, denn die Agence de l’énergie soll umgebaut werden und neue Funktionen übernehmen. Das ist der Wunsch von Umweltminister Lucien Lux und mir. Generell glaube ich, dass wir die Leute noch stärker auf die Problematik hinweisen müssen. Es wird schon länger darüber gere Luxemburgdet, doch erst jetzt herrscht der nötige Ernst – durch den Klimawandel.

Der EU-Gipfel kommende Woche wird vor allem ein Energiegipfel sein und soll ein gestaffeltes Aktionsprogramm für mehr Energieeffizienz beschließen. Laut EU-Kommission liegt der Primärenergieverbrauch bei uns mit über zehn Tonnen Erdöl-Äquivalenten pro Kopf dreimal höher als der EU-Durchschnitt. Wie sollte man ihn reduzieren??

Diese Angaben sind Unfug: Jede Beziehung, die wir zu unserem Bruttoinlandsprodukt herstellen, ist verzerrt, weil unser BIP atypisch ist wegen des omnipotenten Finanzsektors. Und jede Beziehung, die wir zur Einwohnerzahl herstellen, ist absurd, wenn man in den Berechnungen nicht wenigstens berücksichtigt, dass 40 Prozentder hier Berufstätigen tagtäglich über die Grenze kommen.

Wie sähe unsere Energiebilanz in dem Fall aus? 

Sie wäre noch immer ganz ungünstig, und wir gehören wohl zu denen, die am meisten verbrauchen. Die Bilanz wäre aber nicht derart desaströs.

Der Energieministerrat hat vor zwei Wochen „nachdrücklich“ empfohlen, dass bis 2020 jeder Mitgliedstaat 20 Prozent des Primärenergieverbrauchs einsparen sollte. Ist unser Verbrauch EU-weit mit am höchsten, dann sind 20 Prozent Reduktion sehr viel. Wo setzt man an? Am Umstand, dass die Staatsfinanzen außerordentlich stark vom Erdölgeschäft abhängen und der Primärenergieverbrauch zu 66 Prozent ein Ölverbrauch ist, der größtenteils ein Import-Export-Geschäft darstellt?

[lt]p[gt]Energieeffizienz, Energiesparen und optimaler Einsatz erneuerbarer Quellen sind unsere Priorit

Peter Feist
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